Nachhaltigkeitssiegel Hotels

Nachhaltig reisen will vermutlich jeder und jede. Aber wie erkennt man umweltfreundliche Hotels? Immer mehr Unterkünfte werben zwar mit grünen Labels oder Umweltzertifikaten. Doch laut Stiftung Warentest sind nicht alle diese Auszeichnungen wirklich aussagekräftig. Die Verbraucherorganisation hat deshalb untersucht, welche Siegel tatsächlich verlässlich sind.

Nachhaltigkeitssiegel: Drei von sechs Labels überzeugen

In Deutschland existieren mittlerweile mehr als 50 unterschiedliche Umweltzertifikate, Bio-Siegel und Eco-Labels für Hotels. Andere Quellen berichten sogar von mehr als 60 Labels. Doch längst nicht alle davon bieten echte Orientierung oder sind verlässlich. Woran kann man sich also bei der Auswahl nachhaltiger Unterkünfte wirklich verlassen?

In einem Test nahm Stiftung Warentest sechs verschiedene Nachhaltigkeitskennzeichen für Hotels unter die Lupe. Das Fazit: Nur drei davon konnten in Sachen Transparenz und Nachvollziehbarkeit punkten – nämlich „Bio Hotels“, „Green Key“ und „Greensign Hotel“. Bei diesen Labels gibt es klare, überprüfbare Kriterien – etwa zum Energieverbrauch, der Art des Strombezugs, zur Müllvermeidung oder zu sozialen Standards wie fairen Arbeitsbedingungen.

Kontrollen vor Ort – und für Gäste nachvollziehbar

Gut zu wissen: Das „Bio Hotels“-Label wird dabei hauptsächlich von Hotels in Deutschland und Österreich verwendet. Dieses Label wurde bisher erst 45-mal verliehen, doch deckt dieses mehr als nur den Ressourcen- und Energieverbrauch des jeweiligen Hotels ab. Denn selbst die Lebensmittel und Kosmetika müssen in diesen Unterkünften alle bio sein. Geprüft wird das Ganze von unabhängigen Zertifizierern.

Auch bei den anderen Siegeln finden regelmäßige Vor-Ort-Kontrollen statt. Das bedeutet, dass unabhängige Prüfer tatsächlich in die Hotels gehen und kontrollieren, ob die Vorgaben eingehalten werden. Einige Aspekte lassen sich auch von Gästen direkt vor Ort erkennen. Wie zum Beispiel bei den erwähnten „Bio Hotels“, wo ausschließlich Bio-Lebensmittel und Bio-Kosmetik verwendet werden – was für Reisende also auch sichtbar und nachvollziehbar ist.

Zum Vergleich: Mit dem Siegel „Greensign Hotel“ sind allein in Deutschland 741 Unterkünfte ausgezeichnet. „Green Key“ wiederum ist deutlich internationaler und deckt rund 4.900 Hotels ab.

Nachhaltigkeitssiegel: Kritik an fehlender Kontrolle

Weniger gut schnitten die Siegel „Blaue Schwalbe“, „Viabono“ und der „Dehoga Umweltcheck“ ab. Hier vermissten die Tester nicht nur transparente Kriterien, sondern auch tatsächliche Kontrollen. Die Anforderungen seien entweder vage formuliert oder gar nicht veröffentlicht. Zudem genüge es bei diesen Labels, Daten zur Nachhaltigkeit einfach online einzureichen – ohne jegliche externe Überprüfung. Für Stiftung Warentest ist das nicht ausreichend.

Wichtige Info: Auf Fairweg werden die wichtigsten Zertifikate, mit denen nachhaltige Hotels ausgezeichnet werden, miteinander verglichen!

Nachhaltigkeitssiegel: Hotelverband kritisiert Testauswahl

Kritik am Test von Stiftung Warentest kommt dabei vom Hotelverband Deutschland. Dieser bemängelt, dass lediglich deutsche Siegel berücksichtigt wurden. Viele Betriebe würden sich jedoch an internationalen oder europäischen Nachhaltigkeitsstandards orientieren.

Hoffnung setzt der Verband auf neue Vorgaben aus Brüssel: Im Sommer soll eine sogenannte „Green-Claims“-Richtlinie der EU kommen, die den Gebrauch von Begriffen wie „nachhaltig“ oder „klimaneutral“ strenger regeln soll. Ziel ist es, sogenanntes „Greenwashing“ – also das Vortäuschen von Umweltfreundlichkeit – auch bei Hotels künftig zu verhindern. Die Green-Claims fungiert dabei als die Erweiterung der schon verabschiedeten EmpCo-Richtlinie.

Die EmpCo- und Green-Claims-Richtlinie

Die sogenannte „EmpCo“-Richtlinie („Empowering Consumers for the Green Transition“) schränkt dabei die Verwendung allgemeiner Werbeaussagen wie „grün“ oder „umweltfreundlich“ ein – es sei denn, diese Aussagen lassen sich konkret belegen und nachprüfen. Auch Umweltlabels ohne anerkanntes Zertifizierungssystem oder ohne Rückhalt durch staatliche oder EU-weite Stellen dürfen künftig nicht mehr verwendet werden. Zudem ist es nicht länger erlaubt, ein gesamtes Produkt oder Unternehmen als umweltfreundlich darzustellen, wenn sich die entsprechende Aussage nur auf einen einzelnen Aspekt bezieht. Besonders streng werden künftig auch Aussagen zur „Klimaneutralität“ gehandhabt.

Die Green-Claims-Richtlinie definiert grundlegende Anforderungen an die Nachweise, die laut EmpCo für Umweltversprechen erbracht werden müssen. Dazu zählen unter anderem wissenschaftlich fundierte Belege sowie eine unabhängige Überprüfbarkeit. Die Regelung bezieht sich konkret auf Aussagen wie „Verpackung besteht zu 30 % aus recyceltem Kunststoff“ oder „klimaneutraler Versand“. Ziel ist es, Verbraucherinnen und Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, solche Umweltversprechen transparent und nachvollziehbar zu prüfen.

Nachhaltigkeitssiegel: ein Fazit

Bio-Siegel und Umwelt-Label spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Verbraucherinnen und Verbraucher vor irreführender Werbung und sogenanntem Greenwashing zu schützen. Nur wenn ökologische Versprechen nachvollziehbar, wissenschaftlich belegt und unabhängig überprüfbar sind, können Konsument:innen fundierte Entscheidungen treffen – sei es beim Einkauf, beim Reisen oder im Alltag.

Die Green-Claims-Richtlinie setzt hier einen wichtigen rechtlichen Rahmen, der dafür sorgt, dass Begriffe wie „nachhaltig“ oder „klimaneutral“ nicht länger inflationär und unbelegt verwendet werden dürfen. Damit wird nicht nur die Transparenz gestärkt, sondern auch das Vertrauen in echte Nachhaltigkeitssiegel gefördert – ein wichtiger Schritt hin zu mehr Glaubwürdigkeit und Umweltschutz.


Titelbild @ Ibrahim Boran via unsplash (Zugriff 30.04.2025)