Empfohlene Fleisch-Jahresmenge schon im April überschritten. Der Pro-Kopf-Fleisch-Verbrauch bleibt in Österreich weiter auf einem hohem Niveau. So hoch, dass die von Expert:innen empfohlene Jahresmenge bereits im April überschritten ist. Der sogenannte „Meat Exhaustion Day“ fiel heuer auf den 10. April – ein symbolträchtiger Stichtag, der vor Augen führt, wie weit Alltag und Nachhaltigkeit noch auseinanderliegen. Warum Österreich beim Fleischverbrauch trauriger Spitzenreiter ist, welche Folgen das hat – und welche Rolle Bio-Fleisch als mögliche Wende spielen könnte.

Fleischverbrauch: Österreich ist traurige Spitze

Der Fleischverbrauch in Österreich ist weiterhin hoch – so hoch, dass laut der Tierschutzorganisation Vier Pfoten die empfohlene Jahresmenge an Fleisch bereits seit dem 10. April 2025 verbraucht ist. Damit rückt Österreich im deutschsprachigen Raum an die Spitze: Mit durchschnittlich 57,6 Kilogramm Fleisch pro Person und Jahr liegt der Konsum deutlich über jenem in Deutschland (52 kg) und der Schweiz (46 kg), wie Zahlen aus dem Jahr 2023 zeigen.

Die internationale EAT-Lancet-Kommission, ein Zusammenschluss von Wissenschaftler:innen, rät zu einem nachhaltigen Fleischkonsum von maximal 15,7 Kilogramm pro Jahr. Rechnet man dies auf den Kalender um, ist der sogenannte „Meat Exhaustion Day“ – also der Tag, an dem die empfohlene Jahresmenge aufgebraucht ist – in Österreich bereits im April erreicht worden. Umgerechnet entspricht der österreichische Durchschnitt rund 1,1 Kilogramm Fleisch pro Woche – das sind über sieben Schnitzel.

Fleischkonsum sinkt langsam – aber nicht genug

Zwar ist der Fleischkonsum in Österreich im Vergleich zu 2022 (58,6 kg) leicht rückläufig, doch aus Sicht von Vier Pfoten geschieht diese Reduktion zu langsam. In diesem Tempo würde Österreich das empfohlene Niveau erst im Jahr 2113 erreichen – also in 88 Jahren.

„Unser Fleischkonsum ist beinahe doppelt so hoch wie der globale Durchschnitt von 33,8 Kilogramm“, erklärt Veronika Weissenböck von Vier Pfoten. Sie weist auf die erheblichen negativen Auswirkungen hin: Massentierhaltung bedeute nicht nur Tierleid, sondern auch hohen CO₂-Ausstoß, Regenwaldabholzung für Futtermittel und gesundheitliche Risiken für die Konsument:innen.

Rabattaktionen als Preistreiber

Ein weiterer kritischer Punkt: Jährlich werden in Österreich mehr als 106 Millionen Tiere für den Fleischverzehr geschlachtet. Ein Grund für den hohen Konsum sei laut der Organisation die aggressive Preisgestaltung im Handel. Seit 2005 habe sich der Anteil von Fleisch in Rabattaktionen verdoppelt – inzwischen werde fast jedes zweite Stück Fleisch rabattiert verkauft.

Vier Pfoten fordert daher ein Ende der Billigaktionen sowie eine klare Kennzeichnung tierischer Produkte im Handel und in der Gastronomie – insbesondere in Bezug auf Haltungsform und Herkunft.

Zum Vergleich: Weltweit werden jährlich um die 80 Milliarden Nutztiere geschlachtet, darunter Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Geflügel. Die industrielle Tierhaltung trägt erheblich zu den globalen Treibhausgasemissionen bei und gilt als eine der größten Quellen für CO₂-Emissionen. Laut aktuellen Berichten ist die Tierhaltung nach der Energieerzeugung die zweitgrößte Ursache für menschengemachte Treibhausgase. Sie verursacht um die 15% der weltweiten Emissionen.

Empfohlene Fleisch-Jahresmenge: Wie wichtig ist Bio-Fleisch?

Ein flächendeckender Umstieg auf Bio-Fleisch könnte diesem aktuellen Fleisch-Exzess in Österreich wirksam entgegenwirken. Und das nicht nur durch bewussteren Fleischkonsum, sondern auch durch strukturelle Veränderungen in der Produktion. Bio-Fleisch ist nämlich teurer und knapper, was bereits automatisch zu einem moderateren Konsum anregt.

Zudem basiert die biologische Tierhaltung auf artgerechteren Standards und geringeren Tierbeständen. Darüber hinaus verwerten Bio-Rinder überwiegend Gräser und Kräuter, die auf Flächen wachsen, die für den Ackerbau ungeeignet sind. Das bedeutet, sie konkurrieren weniger mit dem Nahrungsmittelanbau für den Menschen, sondern wandeln nicht nutzbares Land in Lebensmittel-Energie um. Statt energieintensivem Kraftfutter und Massentierhaltung steht bei Bio-Fleisch auch eine kreislaufbasierte, ressourcenschonende Landwirtschaft im Vordergrund. Ein allgemeiner Umstieg auf Bio-Fleisch würde also nicht nur den Konsum drosseln, sondern auch den ökologischen Fußabdruck des Fleischverzehrs deutlich senken.


Titelbild @ frogses production via unsplash (Zugriff 15.05.2025)