
Wenn vom Zivildienst die Rede ist, denken viele noch immer an Einsätze beim Roten Kreuz oder in Pflegeeinrichtungen. Doch was nur wenigen bekannt ist: Zivildiener können ihren Dienst auch direkt auf einem landwirtschaftlichen Betrieb leisten – und dort in herausfordernden Situationen tatkräftig unterstützen. Gerade für bäuerliche Familienbetriebe, die durch Krankheit, Unfälle oder andere Notlagen plötzlich ohne Arbeitskraft dastehen, kann diese Hilfe existenziell sein. Hier erfährst du wie ein Zivildienst in der Landwirtschaft genau aussieht.
Warum der Zivildienst auf Bauernhöfen so wichtig ist
Viele landwirtschaftliche Betriebe sind auf den täglichen Einsatz jedes einzelnen Familienmitglieds angewiesen. Fällt eine Arbeitskraft aus, kann es schnell eng werden – vor allem in arbeitsintensiven Phasen wie Ernte oder Stallarbeit. Aus diesem Grund können landwirtschaftliche Betriebe die sich durch einen Ausfall in einer Notlage befinden, als Überbrückungshilfe und zur Existenzsicherung Unterstützung durch einen Zivildiener zu bekommen.
Zivildiener mit landwirtschaftlichem Hintergrund können hier kurzfristig einspringen und die Arbeitsbelastung deutlich verringern. Gleichzeitig leisten sie einen sinnstiftenden Beitrag für die Versorgungssicherheit und den Erhalt bäuerlicher Strukturen.
Zivildienst in der Landwirtschaft: Der Vorteil für Betriebe
Viele der jungen Männer, die ihren Zivildienst in der Landwirtschaft leisten, stammen dabei selbst von Bauernhöfen und sind häufig zukünftige Hofübernehmer. Sie bringen daher nicht nur praktisches Verständnis für den bäuerlichen Alltag mit, sondern oft auch eine fundierte Ausbildung – sei es aus der Landwirtschaft oder einem handwerklichen Beruf. Dieses Fachwissen macht sie zu wertvollen Helfern in der täglichen Arbeit. Die Einsatzbetriebe profitieren nicht nur von ihren Fähigkeiten, sondern auch von ihrem großen Engagement und ihrer Verlässlichkeit.
Voraussetzungen für den landwirtschaftlichen Zivildienst
Zu bedenken ist jedoch, dass nicht jeder und jede für den Einsatz auf einem Bauernhof geeignet ist. Wer seinen Zivildienst in der Landwirtschaft absolvieren möchte, sollte nicht nur mit anpacken können und wollen – sondern auch noch folgende Voraussetzungen mitbringen:
- landwirtschaftliche Ausbildung bzw. Mitarbeit im elterlichen Betrieb
- Einsatzbereitschaft
- Freude an der bäuerlichen Arbeit
- Führerschein Klasse B und F
- soziales Engagement
Jeder österreichische Staatsbürger über 17 Jahre kann anstatt des Wehrdienstes einen Antrag zur Leistung des Zivildienstes stellen. Informationen hierzu gibt es auf der Webseite der Zivildienstagentur.
Zivildienst in der Landwirtschaft – so läuft die Bewerbung ab
Der Weg zum Zivildienst auf dem Bauernhof ist klar geregelt:
- Zivildiensterklärung beim zuständigen Militärkommando einreichen – möglichst früh, idealerweise bereits bei der Musterung.
- Zivildienstnummer durch die Zivildienstserviceagentur erhalten.
- Kontaktaufnahme mit der jeweiligen Landwirtschaftskammer – idealerweise vor dem Einberufungsbescheid – zur Vermittlung als Wunschkandidat.
- Persönliches Gespräch und formale Bewerbung bei der Landwirtschaftskammer.
- Einrückungstermine sind jeweils am 1. März und 1. September.
- Zweiwöchige Einschulung
- Danach geht’s direkt zum Einsatz auf den landwirtschaftlichen Betrieb.
Mehr Informationen zu den Ansprechpartnern in den verschiedenen Bundesländern findet ihr hier!
Leistungen für Zivildiener in der Landwirtschaft
Zivildiener in der Landwirtschaft leisten ihren Beitrag selbstverständlich nicht kostenlos. Sie haben Anspruch auf eine gesetzlich vorgegebene Grundvergütung, auf angemessene Verpflegung oder entsprechendes Verpflegungsgeld, auf Dienstkleidung und Unterbringung vor Ort. Außerdem ist das Arbeitszeitgesetz einzuhalten (Urlaubsanspruch, Krankenstände, Ruhezeiten,…) und für den Zivildiener ist ein Kranken- und Unfallversicherungsbeitrag zu leisten.
Die jeweilige Institution sorgt dafür, dass der Einsatz auch fair entlohnt wird. Die Zivildiener erhalten:
- Monatliche Grundvergütung (in Höhe von 605,60 Euro)
- Monatliches Verpflegungsgeld für dienstfreie Tage (192 Euro)
- Beitrag für Unfall- und Krankenversicherung (118,50 Euro)
- Fahrtkostenzuschuss in Höhe der Buskosten für einfache Fahrten zwischen Wohnort und Einsatzbetrieb
- Bereitstellung von Arbeitskleidung
Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt 45 Stunden.
Für die gesetzliche Regelung des Zivildienstes ist die Zivildienstserviceagentur zuständig
Sinnvoller Dienst – für Landwirtschaft, Gesellschaft und die persönliche Entwicklung
Der Zivildienst in der Landwirtschaft ist mehr als nur ein Alternativmodell: Er verbindet sinnvolle Arbeit mit praktischer Erfahrung, fördert Verantwortungsbewusstsein und unterstützt Betriebe genau dort, wo Hilfe am dringendsten gebraucht wird. Gerade in Zeiten zunehmender Arbeitskräfteknappheit kann diese Form des Dienstes einen echten Unterschied machen – für die Betriebe, für die Versorgungssicherheit und für die jungen Männer selbst.
LK-Präsident Siegfried Huber: „Der Zivildienst in der Landwirtschaft hilft in Not geratenen Betrieben und ist eine sinnerfüllte Tätigkeit, von der auch die Zivildiener in ihrer persönlichen Entwicklung profitieren. Ich lade daher alle interessierten jungen Männer ein, sich bei unserem Zivildienst-Einsatzleiter Wilfried Mödritscher zu melden, der gerne bei Fragen zur Verfügung steht.“
Zivildienst als wertvolle Unterstützung für Bio-Betriebe
Gerade für biologische Landwirtschaftsbetriebe ist der Zivildienst eine besonders sinnvolle Unterstützung. Denn Bio-Betriebe haben einfach mehr Arbeit. Das liegt vor allem an den strengeren Anforderungen in Bezug auf Tierwohl und den Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel.
Mehr Arbeit durch höheres Tierwohl
Bio-Betriebe müssen ihren Tieren mehr Platz, Auslauf und eine artgerechte Umgebung bieten. Dazu gehören Maßnahmen wie regelmäßiges Einstreuen und Ausmisten, der Zugang zu Freiflächen und die Versorgung mit hochwertigem Bio-Futter. Diese Anforderungen bedeuten mehr Handarbeit und einen höheren Zeitaufwand im Alltag der Landwirtinnen und Landwirte.
Mehr Arbeit durch Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz
Bio-Betriebe dürfen keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel verwenden. Stattdessen setzen sie auf vorbeugende Maßnahmen wie abwechslungsreiche Fruchtfolgen, mechanische Unkrautregulierung (z.B. Hacken), den gezielten Einsatz von Nützlingen und die Auswahl robuster Pflanzensorten. Diese Methoden sind arbeitsintensiver als der Einsatz von Spritzmitteln, da sie häufigeres Kontrollieren der Felder und mehr manuelle Arbeit erfordern.
Landwirtschaftlicher Zivildienst als Vorteil für den Bio-Betrieb
Bio-Betriebe setzen auf arbeitsintensive, tier- und umweltschonende Bewirtschaftungsmethoden, bei denen Handarbeit und Fachwissen eine zentrale Rolle spielen. Ob in der Weidepflege, beim Futtermanagement, im Stall oder auf dem Feld – biologisches Wirtschaften erfordert Zeit, Sorgfalt und körperlichen Einsatz. In arbeitsintensiven Zeiten oder bei krankheitsbedingten Ausfällen kann ein landwirtschaftlicher Zivildiener entscheidend dazu beitragen, den Bio-Betrieb aufrechtzuerhalten.
Zudem bringen viele dieser jungen Männer bereits Vorkenntnisse aus der Landwirtschaft mit und teilen die Werte, die in der biologischen Landwirtschaft gelebt werden: Tierwohl, Nachhaltigkeit und Regionalität. Für Bio-Betriebe ist der Zivildienst daher nicht nur eine kurzfristige Hilfe, sondern auch eine Investition in die nächste Generation von nachhaltig denkenden Landwirten.
Titelbild @ Jed Owen via Unsplash (Zugriff 17.06.2025)