
Bio ist zu teuer? Im Gegenteil! Eine aktuelle Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau im Auftrag des WWF widerlegt diese Annahme – und liefert sogar konkrete Zahlen. Das Ergebnis: Wer sich an empfohlene Ernährungsmuster hält und den Fleischkonsum reduziert, kann sich biologische Lebensmittel leisten – auch mit knappem Budget.
Bio-Anteil im Handel wächst rasant an
Der Bio-Anteil im heimischen Lebensmittelhandel nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Im Jahr 2023 lag der Marktanteil von Bio-Produkten in Deutschland bei rund 6,3 Prozent des Lebensmittelumsatzes. Bis 2024 stieg der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln auf einen neuen Rekordwert von etwa 17 Milliarden Euro, was einem Plus von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. In den letzten zehn Jahren hat sich der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln damit mehr als verdoppelt.
Auch der Anteil von Bio-Lebensmitteln am gesamten Lebensmittelhandel in Österreich nimmt seit Jahren stetig zu und hat 2024 sogar einen neuen Höchststand erreicht. Laut aktuellen Daten beträgt der mengenmäßige Bio-Marktanteil in Österreich 13 % aller Lebensmitteleinkäufe, während der wertmäßige Anteil im Lebensmitteleinzelhandel bei rund 11,4 % liegt. Damit hat sich der Bio-Anteil am Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel in den letzten zwei Jahrzehnten verdreifacht – von 3,8 % im Jahr 1997 auf 11,4 % im Jahr 2024.
Bio und Budget: Wie nachhaltige Ernährung Geld spart
Trotz dieses anhaltenden Trends gilt für viele Endverbrauer und Endverbraucherinnen Bio immer noch als zu teuer. Wenn man die Folgekosten der industriellen Landwirtschaft bedenkt (Kostenwahrheit), dann ist Bio im Grunde jedoch viel billiger. Eine Tatsache, die man an der Kassa im Supermarkt leider nicht merkt, da diese Folgekosten über die Steuern bezahlt werden und nicht direkt im Preis des Produktes enthalten sind. Aufs Jahr gerechnet verursachen diese Schäden an der Natur EU weit jedoch Mehrkosten in der Höhe von 157 Milliarden Euro, wie die ETÖ herausgefunden hat.
Nichts destotrotz gilt Bio immer noch als teuer – im direkten Preisvergleich im Supermarkt. Eine Studie hat nun jedoch herausgefunden, dass einem sogar der Supermarkteinkauf von Bioprodukten günstiger kommt – und zwar ganz direkt und unvermittelt. Der Ernährungsökologe Martin Schlatzer hat im Auftrag des Forschungsinstituts für biologischen Landbau und des WWF dafür die Preisentwicklung von 75 zentralen Lebensmitteln in den Jahren 2018 und 2023 analysiert.
Bio-Warenkorb nicht viel teurer geworden
Das zentrale Ergebnis seiner Studie: Ein Warenkorb mit konventionellen Diskont- oder Markenprodukten wurde in diesem Zeitraum um ein Drittel teurer, während ein Warenkorb mit 100 Prozent Bio-Produkten nur um ein Fünftel zulegte. Schlatzer betont, dass Bio-Preise damit stabiler sind und weniger stark auf Inflation reagieren. Gründe hierfür sieht er unter anderem in der geringeren Abhängigkeit von chemisch-synthetischen Stickstoffdüngern (die auf Erdöl basieren), der geringeren Abhängigkeit von Futtermittelimporten aus Übersee und dem Verzicht auf Pestizide.
Bio als Sparpotenzial für die ganze Familie
Die Studie zeigt außerdem, dass sich auch eine durchschnittliche vierköpfige Familie einen Bio-Warenkorb leisten kann, wenn sie sich gesünder und umweltfreundlicher ernährt – also weniger Fleisch (in Österreich ist der Fleischkonsum drei Mal höher als vom Gesundheitsministerium maximal empfohlen), Süßspeisen und Softdrinks konsumiert und mehr pflanzliche Lebensmittel wählt. Eine solche Ernährungsumstellung spart somit Kosten.
Zum Vergleich: Eine fleischbetonte Ernährung kostet laut Schlatzer rund 610 Euro pro Monat. Reduziert besagte vierköpfige Familie den Konsum von Fleisch, Süßwaren und Alkohol jedoch auf das von Ernährungsexpert:innen empfohlene Maß und streicht dabei auch noch Softdrinks sowie Energydrinks ganz vom Speiseplan, profitiert sie doppelt: Die Ernährung wird gesünder – und gleichzeitig sinken auch die monatlichen Ausgaben um rund 21 Prozent, das entspricht etwa 125 Euro. Ein noch deutlicherer Effekt zeigt sich beim kompletten Fleischverzicht: Hier sinken die Ausgaben um etwa 31 Prozent (185 Euro). Wer sich rein pflanzlich, also vegan ernährt, kann laut Berechnung sogar bis zu 37 Prozent (225 Euro) einsparen – und das bei einer rein biologischen Ernährung.
Die Ergebnisse dieser Studie widerlegen das gängige Vorurteil, Bio sei grundsätzlich zu teuer: Familien, die sich nach den aktuellen Ernährungsempfehlungen richten und auf eine pflanzenbasierte Kost mit mehr Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten setzen, kommen unter dem Strich günstiger weg – selbst dann, wenn sie ausschließlich zu Bio-Produkten greifen.
Bio auch leistbar, wenn weniger verschwendet wird
In den Industrieländern gehen die Lebensmittel zu über 40 Prozent im Handel sowie bei den Konsumentinnen und Konsumenten verloren, überwiegend, indem essbare Lebensmittel weggeworfen werden. Allein in den österreichischen Haushalten landen jährlich bis zu 521.000 Tonnen an genießbaren Lebensmitteln im Wert von bis zu 800 Euro pro Haushalt im Mist. Besonders häufig betroffen sind Brot, Obst und Gemüse. Diese Verschwendung belastet nicht nur die Umwelt, sondern auch das Haushaltsbudget erheblich. Wer gezielter einkauft, richtig lagert und Reste verwertet, kann diese Verluste deutlich reduzieren – und mit dem eingesparten Geld qualitativ hochwertigere, biologische Produkte kaufen. Weniger Verschwendung bedeutet somit nicht nur mehr Nachhaltigkeit, sondern auch mehr finanziellen Spielraum für gesunde Ernährung.
Forderungen an die Politik: Bio fördern, Hürden abbauen
Doch nicht nur der oder die Einzelne sind gefragt. Auch die Politik muss ihren Teil beitragen. Auf Basis der Studienergebnisse fordert der WWF politische Maßnahmen, um gesunde und nachhaltige Ernährung für alle zugänglicher zu machen. Konkret spricht sich die Umweltschutzorganisation für eine Reduktion bzw. Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte aus – sowie für eine steuerliche Gleichstellung pflanzlicher Alternativen zu Milchprodukten. Ziel sei es, finanzielle Anreize zu schaffen, die den Umstieg auf eine umweltfreundlichere Ernährung auch für Haushalte mit begrenztem Budget erleichtern.
Titelbild @ Dan Cristian Pădureț via Unsplash (Zugriff 26.06.2025)