Biomarkt Österreich

Der Biomarkt in Österreich: Die Verfügbarkeit von biologisch erzeugten Produkten ist aufgrund des Rückgangs von Biobetrieben derzeit stark eingeschränkt. Vor allem weil die Nachfrage so hoch ist wie nie. Angesichts dieser Knappheit schließen sich Bioverbände länderübergreifend zusammen – auch in Österreich steht der Sektor vor bedeutenden strukturellen Veränderungen. Doch ohne Hilfe aus der Politik wird es schwer.

Biomarkt in Österreich: Wachsende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln

Österreich erlebt derzeit eine spannende Phase in der biologischen Landwirtschaft: Die Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln wie Milch, Getreide und Fleisch wächst kräftig. 2024 erreichten sowohl Absatz als auch Umsatz von Bio-Produkten neue Rekordwerte, mit einem Mengenwachstum von 5,5 Prozent und durchschnittlichen Bio-Ausgaben pro Haushalt von 340 Euro. Besonders gefragt sind dabei Bio-Milch, Naturjoghurt und Eier, während Bio-Fleisch aufgrund hoher Preise für viele Konsumenten und Konsumentinnen weiterhin schwerer leistbar bleibt.

Rückgang des heimischen Bio-Angebots

Trotz der steigenden Nachfrage schrumpft jedoch das Angebot an heimischen Bio-Produkten spürbar. Seit 2022 haben rund 1.000 Bio-Betriebe in Österreich aufgegeben, allein 2024 kündigten 351 Betriebe ihre Bio-Zertifizierung. Dabei haben nur etwa 100 Betriebe neu auf Bio umgestellt – eine alarmierende Entwicklung. Zudem nahm auch der Bio-Flächen-Anteil um 10.000 ha, das sind minus 1,5 %, ab und liegt nun bei 27,1 % oder 695.180 ha, wie agrarheute berichtet. Die Produktionskapazitäten können mit der Nachfrage daher kaum Schritt halten, was zu Engpässen bei Biolebensmitteln führt. Ein Teil der österreichischen Bio-Produktion wird zudem exportiert, insbesondere nach Deutschland, wo die Nachfrage ebenfalls hoch ist und Großabnehmer wie Kantinen und Krankenhäuser stabile Absatzmärkte bieten.

Warum der Umstieg auf Bio derzeit wenig Anreiz bietet

Obwohl Bioprodukte im Handel höhere Verkaufspreise erzielen, ist die Umstellung auf biologische Landwirtschaft für viele österreichische Bäuerinnen und Bauern mit einem beträchtlichen bürokratischen Aufwand verbunden. Wer als Biobetrieb zertifiziert werden will, muss umfangreiche Dokumentationspflichten erfüllen: Von lückenlosen Aufzeichnungen über Saatgut, Düngemittel, Pflanzenschutzmittel, Tierfutter und Arzneien bis hin zu detaillierten Flächen-, Ernte- und Tierbestandsnachweisen. Diese Angaben müssen jederzeit aktuell, vollständig und prüfbar vorliegen. Für viele Betriebe bedeutet das einen erheblichen zeitlichen und organisatorischen Mehraufwand, der häufig als Hürde für den Einstieg in die ökologische Landwirtschaft empfunden wird.

Dass dieser Umstieg jedoch nicht so kompliziert ist, zeigt die ARGE NahtürlichBio. Diese Gemeinschaft unterstützt Betriebe beim Umstieg auf Bio. Bio-Berater stehen den Betrieben beratend zur Seite und liefern ganz individuelle Lösungen mit wertvollen Tipps für den Umstellungszeitraum geben.

Die Subventionslücke ist dabei ein weiterer Hemmschuh: Betriebe, die vor 2027 auf biologische Landwirtschaft umstellen, sehen sich derzeit mit einer Subventionslücke konfrontiert. Der Grund: Die neuen, verbesserten Umweltprogramme und Fördermaßnahmen – insbesondere im Rahmen des Agrarumweltprogramms ÖPUL – starten erst ab 2025 beziehungsweise werden schrittweise bis 2027 ausgerollt. In der Übergangsphase erhalten Umsteller bislang nur eingeschränkte oder gar keine zusätzlichen finanziellen Unterstützungen, obwohl die Umstellung mit erheblichen Mehrkosten und Risiken verbunden ist

Biomarkt in Österreich: Handel importiert, Bio-Standards schwinden

Händler sind bei den Bio-Lieferengpässen besonders betroffen und greifen daher vermehrt auf Importe zurück. Das führt nicht nur zu längeren Transportwegen, sondern erschwert auch die Rückverfolgbarkeit und können Qualitätseinbußen bei Frischprodukten wie Fleisch und Eiern mit sich bringen.

Neue grenzüberschreitende Bio-Initiative

Auf ein Ende der Bio-Krise setzen sieben große Verbände – darunter Bio Austria, Demeter, Bioland und Biokreis – auf Kooperation. Bio-Austria-Obfrau Barbara Riegler spricht dabei von einem „historischen Schritt“ zur Stärkung der Bio-Region. Diese Allianz setzt dabei auf ein gemeinsames Rohwarenmanagement, um die Bio-Märkte effizienter zu versorgen. Dabei sollen Qualitätssicherungen vereinheitlicht, Standards angeglichen und Strukturen gestärkt werden. Die Nachhaltigkeitsleistungen der Bio-Betriebe sollen dabei noch sichtbarer gemacht werden, wobei man sich gemeinsam für faire und existenzsichernde Erzeugerpreise einsetzen will.

Biomarkt in Österreich: Wettstreit mit Naturland & AMA-Siegel

Mit „Next Bio“ führte Bio Austria bereits ein eigenes Gütesiegel ein, das strenger als die EU-Bioverordnung arbeitet – zugänglich ohne zusätzliche Verbandsmitgliedschaft. Doch in Österreich versucht der deutsche Verband Naturland wiederum verstärkt, eigene Standards zu etablieren und Kooperationen mit Handelsriesen wie Rewe und Aldi auszubauen. Besonders umstritten ist sein Interesse am AMA-Biosiegel, das bislang stark an österreichische Qualitätskriterien gebunden ist und zu Spannungen führen könnte.

Biomarkt in Österreich: Ohne die Politik geht es nicht

Die aktuelle Lage zeigt deutlich: Ohne politische Rückendeckung und passgenaue Förderprogramme bleibt die biologische Landwirtschaft in Österreich in einer prekären Lage. Die Allianz der Bioverbände ist ein wichtiger Schritt, aber der Ausbau staatlicher Unterstützung ist entscheidend, um das Vertrauen der Landwirtschaft zu stärken und die Versorgung mit heimischen Bioprodukten langfristig zu sichern.

Die österreichische Politik hat zwar auf die Herausforderungen reagiert und plant, mit einer vereinfachten Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2025 sowie attraktiveren Prämien und gezielten Förderungen für Bio-Betriebe gegenzusteuern. Ziel bleibt, den Bio-Flächenanteil weiter zu erhöhen und die Biodiversität zu stärken. Dennoch bleibt offen, ob diese Maßnahmen ausreichen, um das Angebot an Bio-Produkten mit der wachsenden Nachfrage in Einklang zu bringen.

Österreich steht somit an einem Wendepunkt: Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln ist so hoch wie nie, doch das heimische Angebot gerät zunehmend unter Druck. Ohne gezielte Unterstützung und Entlastung der Bio-Betriebe droht eine weitere Verknappung, die langfristig auch die biologische und heimische Versorgungssicherheit beeinträchtigen könnte.


Titelbild @ FitNish Media Pădureț via Unsplash (Zugriff 07.07.2025)