
Am 22. September 2025 wurde das Messegelände Wieselburg zum Zentrum der heimischen BIO-Bewegung. Rund 200 Fachbesucher:innen aus Gastronomie, Gemeinschaftsverpflegung und Landwirtschaft folgten der Einladung der ARGE Nahtürlich BIO zum ersten BIO-Fachtag. Die Premiere war ein voller Erfolg – praxisnah, inspirierend und bestens besucht.
Österreichs BIO-Vielfalt an einem Ort
Mit mehr als 80 Aussteller:innen präsentierte der Fachtag einen einzigartigen Überblick über die Breite und Tiefe der österreichischen BIO-Welt. Von frischem Obst und Gemüse über Fleisch- und Milchprodukte bis hin zu veganen Innovationen und handwerklichen Spezialitäten. Die Vielfalt machte deutlich, wie gut BIO in Österreich bereits verankert ist und welche Potenziale noch in der Zusammenarbeit mit Gastronomie und Großküchen liegen.
Podiumsdiskussionen als Impulsgeber
Im Diskussionsforum standen dann die großen Zukunftsfragen der Branche im Mittelpunkt. Unter anderem das Thema BIO für heute und morgen: Diethold Schaar (Landhotel Yspertal), Wolfgang Zeman (NÖ Landesgesundheitsagentur), Hannes Zottl (BerSta) und Peter Kadla (Bio Lutz) diskutierten über die Bedeutung von Verlässlichkeit und Partnerschaft zwischen Landwirtschaft und Gastronomie.
Klar wurde: Nur im Schulterschluss können Bio-Qualität und Bio-Versorgungssicherheit langfristig gewährleistet werden. Wobei eine verpflichtende Erhöhung des Anteils biologischer Lebensmittel in der öffentlichen Versorgung heute schon problemlos machbar wäre, wie die Studie der Universität für Bodenkultur und der Bio Forschung Austria belegt. Moderiert wurde diese Diskussion von Alexandra Seyer-Gmeinbauer von Gaumen Hoch, dem Zeichen für gastronomischen Wandel.
Zero Waste und optimale Warenkalkulation
Zum Thema BIO-Fleisch im Spannungsfeld zwischen pflanzlichen Ernährungsweisen, Tierwohl und den Bedürfnissen der Gäste diskutierten dann Michaela Russmann (Obfrau der Biowirt:innen, Kochbuchautorin und Bio-Beraterin), Peter Kozan (Wiener Gesundheitsverbund), Manfred Huber (Sonnberg Biofleisch) und Marco Beer (Hiel & Co). Das Panel beleuchtete sehr eindringlich und fundiert, wie Tierwohl, pflanzliche Ernährungstrends und Gästebedürfnisse zusammengebracht werden können.
Einigkeit herrschte darüber, dass BIO-Fleisch neue Chancen für die Gastronomie bietet. Vorausgesetzt, es wird mit pflanzlichen Alternativen kombiniert und intelligent in Speisekarten integriert. Auch hier wurde klar, dass ein 100 prozentiger Umstieg auf Bio möglich und auch preislich realisierbar ist. Vor allem dann, wenn in der Küche die Menüs anders gedacht werden. Es gilt dabei Gerichte vegetarisch zu denken und Fleisch als Beilage zu verwenden.
Ein wichtiger Hebel für ganzheitliches Bio ist auch der Zero Waste-Gedanke. Dabei soll so wenig wie möglich weggeworfen werden, was eine optimale Warenkalkulation unumgänglich macht, was auch Peter Kotzan verdeutlichte. Immerhin ist er als Warengruppen-Manager und Nachhaltigkeitskoordinator beim Wiener Gesundheitsverbund dafür verantwortlich täglich mehrere Tausend Menschen zu verpflegen. Allein das AKH serviert 10.000 Mahlzeiten am Tag. Was eine exakte Warenkalkulation erforderlich macht. Wobei besagte Warenkalkulation ein Punkt ist, den viele Gastronomen von den Großküchen übernehmen sollten, da in Gastronomiebetrieben oftmals immer noch nicht gut kalkuliert wird, wie so einige Experten und Expertinnen bestätigten. Durch diese spannende Diskussionsrunde geleitete Axel Schimmel, Chefredakteur der Machmedien ahgz und ahgz.at.
Bio als Wettbewerbsvorteil
In der dritten Gesprächsrunde ging es dann um das Thema BIO als Wettbewerbsvorteil. Josef Floh (Gasthof Floh), Andrea Vaz-König (Zukunft Essen), Martin Gerstl (morgenrot) sowie Georg und Julia Marksteiner (Biohof Marksteiner) zeigten, wie die Erfolgsgeschichte der österreichischen BIO-Landwirtschaft auch der Gastronomie neue Impulse geben kann. Gerade Regionalität, Qualität und Transparenz wurden als Faktoren genannt, die Betrieben einen klaren Marktvorteil verschaffen.
Spannend war auch Flohs 66 Kilometer-Radius-Ansatz. Für seinen Gastronomiebetrieb greift er nämlich nur auf Produkte zurück, die innerhalb dieses Radius produziert werden. Er verwendet diese Lebensmittel anschließend natürlich für einen saisonalen kulinarischen Ansatz. Spannend war auch Martin Gerstls Konzept „morgenrot“. Dabei handelt es sich um eine alternative zum Supermarkt, der in Form einer Genossenschaft Lebensmittel zu fairen Preisen anbietet. Und dabei vor allem mithilfe der Digitalisierung und Selbstbedienung es möglich macht, dass nur zwei Mitarbeitende zu je 30 Stunden „den Laden schmeißen können“. Mitglieder können hier rund um die Uhr einkaufen und auch selbst bezahlen.
Die Diskussionen machten deutlich: BIO ist längst kein Nischenthema mehr, sondern ein Zukunftsmodell für Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung. Mit Vorteilen von mehr Glaubwürdigkeit über klare Profilierung bis hin zu besseren Chancen im Wettbewerb um Gäste und Fachkräfte.
Eindrücke, Austausch und neue Kontakte
Neben den Diskussionsrunden nutzten die Teilnehmer:innen die Gelegenheit zum Netzwerken, Verkosten und persönlichen Austausch mit Produzent:innen. Viele der knapp 200 Besucher:innen nahmen konkrete Ideen mit, wie sie BIO schrittweise in ihren Betrieben umsetzen oder bestehende Angebote ausbauen können. Besonders wertvoll waren die direkten Einblicke in die Praxis erfolgreicher Produzent:innen und Gastronom:innen, die zeigten: Der Umstieg auf BIO bringt nicht nur mehr Nachhaltigkeit, sondern auch wirtschaftliche Vorteile.
Fazit
Der erste BIO-Fachtag in Wieselburg hat eindrucksvoll bewiesen, wie groß das Interesse an nachhaltiger Ernährung und Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Gastronomie ist. Mit der Mischung aus hochkarätigen Diskussionen, einer großen Bandbreite an Ausstellern und lebendigem Austausch wurde eine Plattform geschaffen, die Lust auf mehr macht.
Die Besuchenden nahmen den BIO-Fachtag durchwegs positiv auf: Besonders gelobt wurden die hohe Qualität der Produkte, die große Vielfalt der Aussteller:innen sowie die Möglichkeit, direkt mit Produzent:innen und Landwirt:innen ins Gespräch zu kommen sowie zahlreiche Kostproben zu genießen. Auch die unkomplizierte Organisation, die angenehme Atmosphäre und der passende Rahmen – nicht zu groß und nicht zu überlaufen – trugen wesentlich zum Erfolg bei. Selbst die Verpflegung wurde mehrfach positiv hervorgehoben.
Schon jetzt ist klar: BIO hat Zukunft – und Veranstaltungen wie der Fachtag sind wichtige Motoren, um diese Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Titelbild © ARGE Nahtürlich Bio
