
In der sechsten Folge des Biofleischinfo-Podcasts standen mit Anton Juffinger und Manfred Huber zwei Persönlichkeiten im Mittelpunkt, die die österreichische Biofleisch-Branche seit Jahrzehnten entscheidend mitprägen. Beide verbindet eine tiefe Überzeugung für Bio-Landwirtschaft und eine klare Vision: bewussten Konsum fördern und die gesamte Wertschöpfungskette vom Acker bis zur Theke nachhaltig gestalten.
Bio als Lebenshaltung
Für Manfred Huber, Gründer und Geschäftsführer von Sonnberg Biofleisch, war der Einstieg in die Landwirtschaft ein Lebensentscheid. Ursprünglich nicht aus einem bäuerlichen Betrieb kommend, stellte er bei der Bewirtschaftung seiner ersten Flächen fest, wie massiv Pestizide eingesetzt wurden. Selbst in unmittelbarer Nähe von Trinkwasserbrunnen. Diese Erfahrung führte vor mehr als 30 Jahren zur konsequenten Umstellung auf biologische Landwirtschaft. Für Huber ist Bio seitdem nicht nur eine Produktionsweise, sondern eine Lebenseinstellung.
Anton Juffinger wiederum ist mit Bio groß geworden. Aufgewachsen auf einem Tiroler Bergbauernhof, entschied sich seine Familie schon früh für die Direktvermarktung. Sein Vater war Mitbegründer von Bio Austria, einer der ersten BIO-Bauern in Tirol und stellte sogar Felder für wissenschaftliche Versuche zur Verfügung. Aus dieser Basis heraus entwickelte Juffinger seinen Betrieb zu einem modernen Bio-Fleischer mit großer Reichweite.
Aufklärung und Transparenz
Beide Unternehmer sind überzeugt: Wer Fleisch konsumiert, muss auch wissen, was dahintersteckt. Transparenz, wie etwa durch gläserne Schlachthöfe, und eine offene Kommunikation mit Konsument:innen sind für sie entscheidend. Die Biofleischinfo-Plattform soll hier als Dialogforum dienen – nicht als Interessensvertretung, sondern als Initiative, die nach dem Grundsatz „Tue Gutes und sprich darüber“ funktioniert. Ziel ist es, Konsumenten, Gastronomie und Landwirtschaft gleichermaßen aufzuklären.
Herausforderungen im Markt
Aktuell ist die Branche von starken Schwankungen geprägt: Noch vor einem Jahr gab es Übermengen an Biofleisch, während inzwischen die Nachfrage das Angebot übersteigt. Vor allem durch die wachsende Nachfrage in Deutschland und die Veränderungen in der Konsumkultur während der Corona-Pandemie stehen Produzenten vor der Herausforderung, die Versorgung sicherzustellen. Beide Gesprächspartner sehen darin aber auch eine Chance: Mehr Betriebe sollen motiviert werden, auf Bio umzustellen. Dafür braucht es allerdings politische Weichenstellungen – weniger Bürokratie, bessere Förderinstrumente und faire Rahmenbedingungen.
Bildung und Kostenwahrheit
Ein zentrales Anliegen beider Gäste ist die Bewusstseinsbildung. Schon Kinder sollten in Schule und Familie lernen, woher Lebensmittel kommen und wie man sie verarbeitet. Gleichzeitig betonen Juffinger und Huber die Notwendigkeit der Kostenwahrheit: Die ökologischen Folgekosten konventioneller Landwirtschaft – etwa für die Aufbereitung von mit Nitrat belastetem Trinkwasser – werden derzeit von der Allgemeinheit (Steuergeld) getragen. Würde man diese Folgekosten jedoch in den Fleischpreis einrechnen, wäre Bio längst die günstigere Wahl, versichert Manfred Huber.
Zukunftsperspektiven
Beide Unternehmer blicken mit Zuversicht nach vorne. Juffinger wünscht sich, dass die Betriebe Bestand haben, echte Lebensmittel herstellen und die Esskultur in Österreich mitgestalten. Huber hofft, dass kommende Generationen die Chance haben, auf einer intakten Basis weiterzumachen. Mit ehrlichen Produkten, fairen Preisen und Bio als selbstverständlichem Standard für alle.
Die zentrale Botschaft dieser Podcastfolge: Bio ist keine Nische, sondern ein zukunftsfähiges Modell für Landwirtschaft, Ernährung und Gesellschaft. Nachhaltigkeit, Qualität und Transparenz bilden dabei das Fundament für eine bewusste Fleischkultur, die allen zugutekommt.
