
Die jüngste EAT-Lancet-Studie macht deutlich: Produktion und Konsum von Lebensmitteln tragen maßgeblich zur Klimakrise bei. Es ist höchste Zeit, Ernährung anders zu denken: ökologisch, sozial und gesundheitlich. Doch ein nachhaltiger Wandel bedeutet nicht, dass Fleisch völlig vom Speiseplan verschwinden muss. Im Gegenteil: regional und biologisch erzeugtes Fleisch kann in einer zukunftsfähigen Ernährungsweise eine sinnvolle Rolle spielen.
Unsere Ernährung: Problem für das Klima
Fachleute sehen in der aktuellen Klimapolitik ein zentrales Defizit. Die Rolle der weltweiten Lebensmittelproduktion werde im Kampf gegen die Erderwärmung noch immer unterschätzt. Laut einem aktuellen Bericht der EAT-Lancet-Kommission trägt das globale Ernährungssystem jedoch zu rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen bei.
Ernährungsumstellung als wichtiger Faktor
Die Umgestaltung unserer Ernährungssysteme gilt daher als eine der größten ökologischen und gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit. Und als Schlüssel, um Klima und Umwelt zu stabilisieren.
Laut Johan Rockström, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und Co-Vorsitzender der EAT-Lancet-Kommission, ist diese Umgestaltung unserer Ernährungssysteme „eine Grundvoraussetzung dafür, dass wir zu einem sicheren Klimasystem und einem gesunden Planeten zurückfinden können“.
Was verändert gehört
Eine grundlegende Umstellung der globalen Ernährung würde auch tiefgreifende Veränderungen in der Landwirtschaft nach sich ziehen. Sowohl in der Art als auch im Umfang der Produktion. Während bestimmte Bereiche, etwa die Erzeugung von konventionellem Rind- und anderem Wiederkäuerfleisch, deutlich reduziert werden müssten – Schätzungen zufolge um rund ein Drittel! –, wäre in anderen Sektoren ein massiver Ausbau notwendig. So müsste die Produktion von Obst, Gemüse und Nüssen im Vergleich zu 2020 um etwa zwei Drittel steigen, um den Bedarf einer gesünderen und klimafreundlicheren Ernährung zu decken.
Zu den weiteren zentralen Maßnahmen zählen die Verringerung von Lebensmittelverlusten und -abfällen entlang der gesamten Wertschöpfungskette sowie die Förderung nachhaltiger Bewirtschaftungsmethoden. Dazu gehören landwirtschaftliche Verfahren, die die Bodenfruchtbarkeit erhalten, und zugleich negative Umweltauswirkungen verringern – etwa durch eine schonendere Bodenbearbeitung statt intensiven Pflügens.
Die biologische Landwirtschaft wäre dabei genau ein solches System, dass all diese Kriterien erfüllen würde. Man weiß mittlerweile sogar mit Sicherheit, dass eine rein biologische Landwirtschaft, die Welt auch ernähren könnte. Vorausgesetzt wir Menschen konsumieren weniger tierische Produkte, verschwenden weniger Lebensmittel und füttern unsere Nutztiere nicht mehr mit großen Mengen an Kraftfutter wie Getreide.
Der Fleischkonsum: ein differenzierter Blick
Immer häufiger wird beim Thema Ernährung auch gefordert, ganz auf Fleisch zu verzichten. Doch so einfach ist die Sache nicht.
„Denn wer Fleisch in Maßen, dafür aber in hochwertiger und biologischer Qualität genießt, trägt sogar zu mehr Tierwohl, Klimaschutz und Ernährungssicherheit bei.“, erklärt Bio-Pionier Anton Juffinger.
Grünlandnutzung
Wiederkäuer leisten nämlich etwas, das Pflanzen allein nicht können: Sie verwerten rund 70 Prozent des Grünlands, das für den direkten Anbau von Nahrungsmitteln für den Menschen ungeeignet ist. Auf diesen Flächen wächst kein Getreide oder Gemüse – aber wertvolles Gras, das Wiederkäuer in hochwertiges Eiweiß verwandeln können. So wird aus etwas, das für uns Menschen ungenießbar ist, eine ganze Reihe nährstoffreicher Lebensmittel: Milch, Käse, Fleisch.
Ackerbau: wertvolle Reste für Tiere
Auch im Ackerbau übernehmen Wiederkäuer eine zentrale Rolle. Denn der größte Teil der dort geernteten Biomasse ist für den menschlichen Verzehr ungeeignet. Zum Vergleich: Auf 1 kg pflanzliche Nahrung die am Acker für den Menschen entsteht kommt mindestens 4 kg nicht-essbare Biomasse. Ohne Tierhaltung wäre dieser Rest – also Stroh, Blätter, Reste von Mais- oder Getreidepflanzen –, der für den menschlichen Verzehr nicht geeignet ist, einfach nur Abfall.
Doch Wiederkäuer können diese Nebenprodukte effizient verwerten. Sie verwandeln also Erntereste, Heu oder Kleegras in wertvolle Lebensmittel – und liefern gleichzeitig organischen Dünger, der wiederum die Bodenfruchtbarkeit erhält und den biologischen Kreislauf schließt.
Bewusster Fleischkonsum
Diese Form der Tierhaltung steht somit im Einklang mit der Natur, insbesondere wenn sie biologisch betrieben wird. „Bio-Rinder grasen auf artenreichen Wiesen, fördern die Biodiversität und helfen, CO₂ im Boden zu speichern.“, betont Bio-Pionier Juffinger. Sie sind somit keine Konkurrenz zur menschlichen Ernährung, sondern ergänzen diese sinnvoll.
Eine biologische Fleischproduktion, basierend auf einer entsprechenden Tierhaltung und Landwirtschaft kann uns somit dabei helfen der Überschreitung der planetarischen Belastungsgrenzen entgegenzuwirken und etwas gegen den Klimawandel zu tun.
Titelbild © Abdelrahman Sarayreh via unsplash (Zugriff 31.10.2025)
