
Der Fleischkonsum in Österreich ist deutlich zu hoch, da sind sich alle Expertinnen und Experten einig. Warum ein geringerer, bewussterer Konsum nicht nur gesünder ist, sondern auch dem Klima zugutekommt, und weshalb Qualität künftig mehr zählen sollte als Quantität, zeigt der folgende Artikel.
Österreichs Fleischkonsum zu hoch – trotz klarer Empfehlungen
Wie aus den aktuellen Versorgungsbilanzen für der Statistik Austria hervorgeht, stieg der Fleischkonsum in Österreich im Jahr 2024 geringfügig um 0,4 Kilogramm auf insgesamt 58,0 Kilogramm pro Kopf.
Während der Verzehr von Schweinefleisch leicht sank (-0,1 kg), legte der Konsum von Geflügel um 0,5 kg zu. Auch Milchprodukte und Käse sind gefragt: Pro Person wurden 2024 rund 26,5 Kilogramm Käse gegessen – ein Plus von 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit diesen Zahlen liegt Österreich weit über der empfohlenen Menge, die Ernährungsexpert:innen als gesundheitlich vertretbar ansehen.
Was Expert:innen empfehlen: 12 Kilogramm pro Jahr reichen aus
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt dabei in ihren offiziellen Ernährungsrichtlinien nicht mehr als 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche. Die Nationale Verzehrsstudie II zeigt dabei eine durchschnittliche wöchentliche Zufuhr von zirka 600 g Fleisch und Fleischerzeugnissen (inkl. Wurstwaren) bei Frauen und etwa 1 kg bei Männern.
Neuere ernährungswissenschaftliche Empfehlungen, die sich an der Planetary Health Diet orientieren, geben zwar nicht die exakt 12 kg Fleisch pro Jahr vor, wie die DGE. Doch mit den durchschnittlich 43 Gramm Fleisch pro Tag, die darin empfohlen werden, kommt man auch nur auf etwa 15,7 kg Fleisch pro Jahr.
Weniger Fleisch – gut für Mensch und Planet
Dieser übermäßige Fleischkonsum ist dabei sehr Problematisch für die Nachhaltigkeit unseres Planeten. Laut einem aktuellen Bericht der EAT-Lancet-Kommission trägt das globale Ernährungssystem nämlich zu rund 30 Prozent der Treibhausgasemissionen bei. Dabei darf man auch nicht vergessen, dass es auch eine große Rolle für die Klimawirkung spielt, wie genau Fleisch produziert wird. Weidehaltung hat zum Vergleich oft eine bessere CO2-Bilanz als die Haltung mit importiertem Futter, da der Bedarf an transportiertem Futter geringer ist, was weniger Emissionen verursacht.
Die Umgestaltung unserer Ernährungssysteme gilt daher als eine der größten ökologischen und gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit. Und als Schlüssel, um Klima und Umwelt zu stabilisieren. Wer also weniger Fleisch isst leistet einen direkten Beitrag zum Klimaschutz.
Planetary Health Diet und AGES
Die Planetary Health Diet, entwickelt von der EAT-Lancet-Kommission, zielt dabei darauf ab gesunde Ernährung mit planetarer Verantwortung zu vereinen. Ihr Grundprinzip lautet: Mehr pflanzliche Lebensmittel, weniger tierische Produkte. Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und Vollkornprodukte sollen den Großteil der Ernährung ausmachen – Fleisch hingegen nur in kleinen, bewussten Mengen.
Auch die AGES hat in ihrer Ernährungsempfehlung für Österreich empfohlen den Fleischkonsum auf 1 Portion mageres Fleisch (150 g) oder magere Wurst pro Woche zu beschränken. Dazu kommt noch eine Portion Fisch die Woche. Wahlweise kann zu diesen zwei Portionen Fleisch und Fisch pro Woche noch eine zusätzliche Portion Fisch oder Fleisch gegessen werden.
Die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und der Umwelt ist dabei untereinander eng verbunden und auch voneinander abhängig. Deshalb verfolgt die AGES einen One-Health-Ansatz, wobei Expert:innen aus den unterschiedlichen Fachrichtungen fächerübergreifend zusammen arbeiten, um Veränderungen in der Umwelt sowie der Tiergesundheit und deren Einfluss auf die menschliche Gesundheit zu erheben, zu analysieren, zu interpretieren und zu überwachen.
Ein bewusster Wandel: Qualität statt Quantität
Ein geringerer Fleischkonsum bedeutet dabei nicht Verzicht, sondern Bewusstsein. Wer weniger Fleisch isst, kann dafür leichter auf höchste Qualität achten – auf Bio, regional und tiergerecht erzeugtes Fleisch. Denn Bio-Betriebe setzen auf artgerechte Haltung, Weidegang, gentechnikfreie Fütterung und faire Erzeugerpreise.
Weniger, dafür besser – das ist der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Ernährung. Diese Haltung schont Ressourcen, schützt Tiere und sorgt für echten Geschmack auf dem Teller.
„Wir von Biofleischinfo sprechen uns klar für einen bewussteren Fleischkonsum aus, unterstützen die wissenschaftliche Empfehlung von rund 12 Kilogramm Fleisch pro Jahr und setzen uns für eine nachhaltige Bewusstseinsänderung in der Gesellschaft ein. Wir sollten weniger Fleisch essen, bei unserem Verzehr dafür jedoch auf biologisch erzeugtes, regionales Fleisch setzen – das ist gut für die Gesundheit, das Tierwohl und das Klima.“, erklärt Geschäftsführer Lukas Hochwallner.
Fazit
Der Weg zu einer gesünderen und nachhaltigeren Ernährung muss dabei nicht zwangsläufig über Verbote führen. Für die Transformation hin zu weniger Fleischkonsum ist vor allem eine Bewusstseinsbildung notwendig. Österreichs Fleischkonsum liegt derzeit fast fünfmal höher als die empfohlene Menge. Das muss sich ändern.
Eine Reduktion auf das Maß, das Körper und Planet guttut, wäre ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft – hin zu einer Ernährung, die Genuss, Verantwortung und Nachhaltigkeit miteinander vereint.
Titelbild © Mariia Ioffe via unsplash (Zugriff 05.11.2025)
