Ammoniakemissionen

Die Landwirtschaft steht angesichts des Klimawandels und zunehmender Umweltauflagen unter wachsendem Druck, Emissionen zu senken – darunter auch die von Ammoniak. Ein oft übersehener, aber äußerst wirksamer Ansatz zur Minderung dieser Emissionen liegt in der Weidehaltung von Wiederkäuern.

Wie entstehen Ammoniakemissionen – und warum sind sie problematisch?

Ammoniak (NH₃) ist ein farbloses, stechend riechendes Gas, das vor allem in der Landwirtschaft freigesetzt wird. Es entsteht überwiegend durch die mikrobielle Umwandlung von Harnstoff – einem Hauptbestandteil im Urin von Nutztieren. Wenn Kot und Harn aufeinandertreffen, wie es typischerweise in der Gülle der Fall ist, beginnt ein chemischer Prozess, bei dem Harnstoff zu Ammoniak zersetzt wird. Die Landwirtschaft verursacht in etwa 95 Prozent der nationalen Ammoniak-Emissionen. Wobei über 70 Prozent der gesamten Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung stammen. Die Rinderhaltung verursacht dabei einen Anteil von 43 Prozent, die Schweinehaltung 19 Prozent und die Geflügelhaltung knapp 8 Prozent. Der Anteil der Ausbringung von Mineraldünger- und Gärresten an den gesamten Ammoniakemissionen beträgt circa 25 Prozent.

Die Hauptquellen landwirtschaftlicher Ammoniakemissionen sind:

  • Stallhaltung, insbesondere bei unzureichender Trennung von Kot und Harn.
  • Lagerung und Ausbringung von Gülle, Mist und anderen organischen Düngern.
  • Mineralische Stickstoffdünger, vor allem Harnstoff-basierte Produkte.

Wird Ammoniak nicht schnell gebunden oder vom Boden aufgenommen, gelangt es in die Atmosphäre.

Auswirkungen von Ammoniakemissionen

Die Folgen von Ammoniakemissionen sind vielschichtig und weitreichend:

  • Luftverschmutzung: Ammoniak reagiert in der Atmosphäre mit anderen Schadstoffen und bildet sogenannte sekundäre Feinstäube (PM2.5) – winzige Partikel, die die Atemwege belasten und ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen können.
  • Versauerung und Eutrophierung von Ökosystemen: Ammoniak lagert sich in Böden und Gewässern ab. Das kann zur Überdüngung (Eutrophierung) von natürlichen Lebensräumen führen, wodurch artenreiche Biotope verloren gehen – etwa Moore, Heiden oder artenreiche Wiesen.
  • Nährstoffverluste für die Landwirtschaft: Jedes Gramm Ammoniak, das entweicht, bedeutet auch einen Verlust von wertvollem Stickstoff, der eigentlich als Pflanzennährstoff dienen sollte. Dies senkt die Düngeeffizienz und kann zu erhöhtem Düngebedarf führen.
  • Klimarelevante Wechselwirkungen: Zwar ist Ammoniak selbst kein Treibhausgas, aber seine Emissionen wirken indirekt klimarelevant, etwa durch die Förderung von Lachgasbildung (N₂O) im Boden – ein potentes Treibhausgas.

Weidehaltung als natürliche Minderungsmaßnahme

Die Weide an sich stellt dabei eine der effektivsten Maßnahmen zur Vermeidung von ammoniakförmigen Verlusten dar. Im Vergleich zur ganzjährigen Stallhaltung mit anschließender Ausbringung von Gülle, ist die Ammoniakemission bei Weidehaltung deutlich geringer. Der Grund: Auf der Weide erfolgt die Ausscheidung von Kot und Harn getrennt – und genau hier liegt der entscheidende Vorteil.

Im Stall sammeln sich Kot und Harn in der Güllegrube, wo sie miteinander reagieren. Dabei entsteht Ammoniak, das beim Lagern und Ausbringen in die Atmosphäre entweicht. Auf der Weide hingegen versickern Harn und Kot getrennt im Boden oder werden durch Regen und Pflanzen schnell aufgenommen. Es kommt zu deutlich weniger Umwandlung in gasförmiges Ammoniak. Laut Messungen können die Ammoniakemissionen bei Weidehaltung bis zu achtmal niedriger sein als bei Stallhaltung mit Gülleausbringung

Messbare Unterschiede zwischen Weide- und Güllebetrieben

Betriebe mit einem hohen Anteil an Weidehaltung weisen nachweislich niedrigere Ammoniakemissionen auf als solche, die ihre Wirtschaftsdünger ausschließlich über Gülle ausbringen. Studien zeigen sogar, dass die Emissionen bei Weidehaltung im Vergleich zur Stallhaltung um 20–79 % geringer ausfallen können, je nach Weidezeit und System. Im Vergleich zu 24 Stunden Stallhaltung waren die Emissionen bei 12 Stunden Weidehaltung um 20 %, bei 18 Stunden um 57 % und bei 22 Stunden um 79 % reduziert. Das ist ein erheblicher Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität und zur Einhaltung europäischer Emissionsgrenzwerte.

Mehr Weide – gut für Umwelt und Landwirtschaft

Ein höherer Anteil an Weidehaltung könnte der Landwirtschaft nicht nur bezüglich der Ammoniakemissionen zugutekommen, sondern bietet Vorteile auf mehreren Ebenen:

  • Weniger Ammoniakemissionen: Dadurch werden Umweltauflagen leichter erfüllt und potenziell geringere Umweltabgaben fällig .
  • Weniger technischer Aufwand: Die Lagerung und Ausbringung von Gülle ist bei Weidehaltung deutlich reduziert, was Arbeitszeit und Kosten spart .
  • Bessere Tiergesundheit und Wohlbefinden: Tiere auf der Weide zeigen häufig ein natürlicheres Verhalten, sind weniger krank und benötigen seltener Medikamente. Das kann sich langfristig auch ökonomisch positiv auswirken .
  • Positive Außenwirkung: Eine umweltbewusste Betriebsführung stärkt das Image des Betriebs in der Gesellschaft und gegenüber der Politik .

Minderung von Ammoniakemissionen

Die Weidehaltung ist nicht nur ein traditioneller Bestandteil der Tierhaltung und zentraler Bestandteil biologischer Landwirtschaft, sondern bietet auch moderne Lösungen für Umweltprobleme. Insbesondere im Hinblick auf die Minderung von Ammoniakemissionen ist sie der wohl effizienteste und zugleich natürlichste Weg, die Belastung zu reduzieren. Ein Ausbau der Weidehaltung wäre daher nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch ein starkes Signal für eine nachhaltigere Landwirtschaft.


Titelbild @ Rose D. via Unsplash (Zugriff 09.07.2025)