Bio außer Haus

Bio boomt – und das längst nicht mehr nur im Supermarkt. Immer mehr Menschen essen außer Haus, und dabei wächst die Nachfrage nach biologisch produzierten Lebensmitteln rasant. Besonders im öffentlichen und gemeinschaftlichen Bereich – etwa in Schulen, Kantinen, Kindergärten und Restaurants – setzt sich der Bio-Trend zunehmend durch. Eine aktuelle Entwicklung, die zeigt: Nachhaltige Ernährung ist kein Nischenthema mehr, sondern auf dem besten Weg, zur neuen Normalität zu werden.

Bio-Konsum außer Haus wächst schneller als im Privaten

Der Außer-Haus-Verzehr von Bio-Lebensmitteln entwickelt sich europaweit dynamischer als der private Konsum. In Ländern wie den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Frankreich stiegen die Umsätze zuletzt deutlich an – ein Trend, der sich nach den Corona-bedingten Rückgängen 2020 und 2021 beschleunigt fortgesetzt hat. In sämtlichen Ländern, aus denen Zahlen vorliegen, liegen die aktuellen Umsätze nun sogar über dem Niveau von 2019.

Diese Entwicklung macht klar: Immer mehr Kantinen, Restaurants und Großküchen setzen gezielt auf Bio-Produkte, um den steigenden Erwartungen der Konsument:innen in puncto Qualität, Transparenz und Umweltbewusstsein gerecht zu werden. Dieser Trend spiegelt das wachsende Bewusstsein für nachhaltige Ernährung wider und zeigt, dass Bio längst nicht mehr nur ein Nischenprodukt ist, sondern zunehmend zum Standard in der Außer-Haus-Verpflegung wird.

Italien als Vorreiter – politische Förderung wirkt

Die zunehmende Häufigkeit, mit der Italiener und Italienerinnen auswärts essen, kommt vor allem der Gastronomie des Landes zugute. Nach Angaben der Federazione Italiana Pubblici Esercizi stieg der Außer-Haus-Verzehr von Lebensmitteln von ca. 30 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf 57 Milliarden Euro im Jahr 2021. Darüber hinaus gibt es in Italien im Vergleich zu jedem anderen Land der Welt mehr Gastronomiebetriebe pro Quadratkilometer, was einen florierenden Food-Service-Markt im Land darstellt.

Mit einem Umsatz von über 1,07 Milliarden Euro im Bereich der biologischen Außer-Haus-Verpflegung (AHV) ist Italien darüber hinaus auch europäischer Spitzenreiter. Besonders bemerkenswert: Seit 2017 unterstützt ein staatliches Dekret gezielt den Einsatz von Bio-Lebensmitteln in Schulen und Kindergärten. Diese politische Maßnahme zeigt Wirkung – innerhalb weniger Jahre hat sich der Bio-Anteil in öffentlichen Küchen verdreifacht.

Auch Frankreich und Schweden liegen im oberen Bereich der Statistik. Beide Länder kombinieren klare gesetzliche Rahmenbedingungen mit finanziellen Anreizen, um mehr Bio auf öffentliche Teller zu bringen.

Herausforderungen in Spanien und Norwegen

Trotz des allgemeinen Aufwärtstrends gibt es auch Gegenbeispiele: Länder wie Spanien und Norwegen verzeichnen aktuell Rückgänge beim Bio-Einsatz in der Außer-Haus-Verpflegung. Diese Entwicklung deutet auf strukturelle Hindernisse oder fehlende politische Unterstützung hin. Ohne gezielte politische Maßnahmen und klare Förderprogramme bleibt es für viele Einrichtungen schwierig, dauerhaft auf Bio umzustellen – insbesondere bei Preis- und Planungssicherheit.

Bio kommt in der Mitte der Gesellschaft an

Die Europäische Union zählt nach den USA zum weltweit zweitgrößten Markt für Bio-Lebensmittel. Im Jahr 2023 verzeichnete der Bio-Sektor ein zwar moderates, aber dennoch deutliches Wachstum – vor allem begünstigt durch steigende Verbraucherpreise, während die Absatzmengen weitgehend stabil blieben. Erst im Jahr 2024 setzte ein Richtungswechsel ein: Trotz weitgehend stabiler Preise stieg die Nachfrage nach Bio-Produkten erneut an. Besonders dynamisch entwickelten sich dabei kleinere Märkte wie Estland und die Niederlande, die ein überdurchschnittliches Wachstum aufwiesen.

Im europäischen Durchschnitt investierten Konsumentinnen und Konsumenten rund 66 Euro pro Person in Bio-Lebensmittel, innerhalb der EU lag der Wert sogar bei 104 Euro. Zwischen 2014 und 2023 haben sich diese Pro-Kopf-Ausgaben mehr als verdoppelt – ein deutliches Zeichen für das wachsende Interesse an nachhaltiger Ernährung. An der Spitze lagen erneut die Schweiz mit beeindruckenden 468 Euro pro Kopf sowie Dänemark mit 362 Euro. Auch im Jahr 2023 behaupteten europäische Länder ihre weltweite Spitzenstellung beim Marktanteil von Bio-Produkten: Dänemark führte mit einem Anteil von 11,8 Prozent, dicht gefolgt von der Schweiz mit 11,6 Prozent.

Biologische Außer-Haus-Verpflegung boomt

Die zunehmende Bedeutung von Bio in der Außer-Haus-Verpflegung zeigt, dass sich das gesellschaftliche Bewusstsein für gesunde, umweltfreundliche Ernährung weiterentwickelt. Während der Bio-Anteil im Einzelhandel bereits seit Jahren wächst, beginnt nun auch der öffentliche Raum – vom Kindergarten bis zur Großkantine – diesen Wandel mitzugestalten. Länder, die klare politische Weichen stellen, sind dabei besonders erfolgreich. Der Bio-Boom ist also kein flüchtiger Trend, sondern Ausdruck eines tiefgreifenden Wandels in unserer Esskultur – und dieser macht auch vor der Gemeinschaftsverpflegung nicht halt.


Titelbild @ Louis Hansel via Unsplash (Zugriff 07.07.2025)