
Die Bio-Weidehaltung zeigt, wie Landwirtschaft funktionieren kann, wenn sie sich an natürlichen Kreisläufen orientiert. Tiere grasen auf artenreichen Wiesen, fördern Biodiversität, verbessern Böden und liefern gleichzeitig hochwertige Lebensmittel, indem sie für den Menschen nicht genießbare Pflanzen verzehren. Die Bio-Weidehaltung ist ein Gewinn für Natur, Klima und Gesellschaft.
Weidehaltung als Schlüssel zur Biodiversität
Der wichtigste Unterschied – und zugleich der größte ökologische Vorteil der Bio-Rinder – ist die verpflichtete Weidehaltung. Sobald Wiederkäuer auf der Weide grasen, sind sie Teil eines lebendigen Ökosystems. Ihre Anwesenheit sorgt dafür, dass Wiesen offen bleiben, Pflanzenvielfalt erhalten wird und Insekten, Vögel und Bodenlebewesen Lebensraum finden.
Durch das biologische Abweiden entstehen strukturreiche Wiesen, in denen seltene Kräuter und Blumen wachsen können. Der Tritt der Tiere lockert dabei den Boden und ihre Ausscheidungen düngen ihn auf natürliche Weise. So entsteht ein Kreislauf, der Humusbildung und Bodengesundheit fördert – und langfristig auch CO₂ im Boden bindet. Mit anderen Worten: Jede Kuh auf der Weide ist ein Beitrag zum Klimaschutz und zur Artenvielfalt.
Mythos Methan
Wichtig zu wissen: Oft wird Methan von Kühen als Argument gegen Weidetiere genannt. Dabei wird jedoch ein wichtiger Punkt übersehen. Zwar ist Methan deutlich klimaschädlicher als CO₂, aber es bleibt nur rund zehn Jahre in der Atmosphäre. Danach zerfällt es und wird wieder in den natürlichen Kohlenstoffkreislauf integriert. Pflanzen nehmen den Kohlenstoff wieder auf, Rinder fressen diese Pflanzen – ein geschlossener, natürlicher Kreislauf. Dadurch entsteht kein dauerhaft zusätzliches Treibhausgas, wie es etwa bei fossilem CO₂ der Fall ist.
Vom Gras zum Genuss – wie aus Vielfalt Qualität wird
Rinder sind Wiederkäuer – und darin liegt ihre besondere Stärke. Sie können dabei Pflanzen verwerten, die für den Menschen nicht essbar sind, und daraus hochwertiges Eiweiß in Form von Fleisch und Milch erzeugen. Rund 70 Prozent des Grünlands in Österreich ist nicht für den Ackerbau geeignet. Bedeutet: es können dort keine für den menschlichen Verzehr geeigneten Pflanzen angebaut werden. Doch Weidetiere können diese Pflanzen dennoch sinnvoll verwerten und das aus ihnen erzeugte Lebemsmittel (Fleisch, Milch, Käse usw.) kann vom Menschen wiederum gegessen werden.
Was sonst ungenutzt bliebe, wird so mithilfe der Bio-Rinder zu einem wertvollen Lebensmittel. Das ist Kreislaufwirtschaft in ihrer ursprünglichsten Form – effizient, natürlich und nachhaltig.
Weidefutter
Weiterer Vorteil ist das Weidefutter selbst. Wie die HBLFA Raumberg-Gumpenstein herausgefunden hat wirkt sich die Weidehaltung (bei optimaler Weideführung) positiv auf die Tiergesundheit aus und stärkt deren Widerstandskräfte. Weidemilch und Weidefleisch zeichnet sich dabei durch eine hohe Qualität aus – beispielsweise sind die Gehalte an wertvollen Fettsäuren und Vitaminen in diesen Weideprodukten erhöht.
Das Weidefutter liefert aber auch für die Landwirte und Landwirtinnen preiswertes Grundfutter.
Weidetiere als Landschaftspfleger
Bio-Weidehaltung ist dabei nicht nur ökologisch wertvoll, sie prägt auch das Landschaftsbild Österreichs. Und das in einer Weise, die weit über die Landwirtschaft hinausreicht. Wenn Bio-Rinder regelmäßig weiden, verhindern sie das Zuwachsen von Wiesen und Almen. Ohne diese Tierhaltung würden viele Grünflächen verbuschen, wertvolle Offenlandschaften verschwinden und artenreiche Almwiesen verloren gehen.
Gerade im Alpenraum sind gepflegte Weideflächen ein wesentlicher Bestandteil der Kulturlandschaft, die Österreich weltweit bekannt macht. Sie schaffen jene offenen, abwechslungsreichen Landschaften, die Erholungssuchende schätzen und die das touristische Angebot wesentlich mittragen – von Wanderwegen über Rad- und Almregionen bis hin zu beliebten Aussichtspunkten und Naturerlebnisräumen.
Bio-Rinderhaltung als Nachhaltigkeit
Die Bio-Weidehaltung zeigt, wie Landwirtschaft im Einklang mit der Natur funktionieren kann. Sie schont Ressourcen, fördert Biodiversität, verwandelt für den Menschen nicht nutzbares Gras in wertvolle Nahrung, schafft Kulturlandschaften und respektiert das Tier als fühlendes Lebewesen.
Der entscheidende Unterschied liegt auf der Weide: Dort, wo Wiederkäuer grasen, wächst nämlich nicht nur Gras. Sondern dort gedeihen auch Vielfalt, Bodenfruchtbarkeit und Zukunft.
Titelbild © Sonnberg Biofleisch
