
Ein neuer Einkaufstest zeigt, dass bei Eigenmarken im Billigsegment der Supermärkte unabhängige Gütesiegel fehlen. Warum das ein massives Problem für Tierwohl und Transparenz ist, was die Supermärkte ändern müssen, welche Rolle die Politik spielt und mehr!
Fehlende Gütesiegel bei Billigfleischprodukten
Kein einziges Eigenmarken-Produkt im Billigsegment steht für Tierwohl, wie ein neuer Einkaufstest zeigt. Was bedeutet ein Gütesiegel? Welche Siegeln können KonsumentInnen vertrauen? Solche Fragen sind für das meiste Billigfleisch bei Supermarkt-Eigenmarken hinfällig.
„Der Einkaufstest verdeutlicht, wie wichtig Transparenz und verlässliche Zertifizierungen für Tierwohl und Verbrauchervertrauen sind. Besonders Bio-Produkte zählen zu den streng kontrolliertesten Lebensmitteln und stehen für höchste Qualität und Verantwortung. Bioregionale Produkte tragen zudem dazu bei, die Wertschöpfung in der Region zu stärken und nachhaltige Kreisläufe zu fördern“, so Manfred Huber, Geschäftsführer von Sonnberg Biofleisch.
Bei über der Hälfte des unverarbeiteten Fleisches und sogar knapp 4 von 5 der verarbeiteten Produkte fehlen jegliche Gütesiegel. Anders ausgedrückt, ist das Fleisch lediglich unter gesetzlichen Mindeststandards produziert worden. Für Schweine, die am häufigsten gegessene Tierart in Österreich, bedeutet das ein kurzes, qualvolles Leben auf Vollspaltenböden, die Missachtung ihrer natürlichen Bedürfnisse und Futter, das aus gentechnisch verändertem, südamerikanischem Soja bestehen darf.
Billigfleisch wird auch unterhalb österreichischer Mindesttierwohlstandards produziert
In Österreich ist es weiterhin erlaubt, auch Produkte zu importieren, die im Ausland unterhalb der österreichischen Tierwohlstandards produziert worden sind. Bei den gefundenen ungekennzeichneten Billigeigenprodukte der Lebensmittelketten war nicht bei allen klar ersichtlich, in welchem Land die Tiere vor ihrem Tod gehalten wurden.
So absurd es klingt, für unterschiedliche Tierarten gibt es unterschiedliche Bedeutungen für das Wort „Herkunft“. Während bei Rindfleisch durch eine EU-weite Regelung klar ersichtlich sein muss, wo ein Tier geboren, gemästet, geschlachtet und zerlegt wurde, sieht die Sache bei Geflügel- oder Schweinefleisch schon wieder anders aus. Sofern es sich nicht um das AMA-Gütesiegel handelt, täuschen auch schöne rot-weiß-rote Flaggen. Oft werden damit lediglich letzte Produktionsschritte, wie das Verpackungsland, gekennzeichnet.
Das heißt, nicht nur, dass den KonsumentInnen mit ausländischen Waren größeres Tierleid verkauft wird, als es unter den österreichischen Mindeststandards ohnehin schon üblich ist. Die heimische Landwirtschaft steht damit in Konkurrenz mit einer Intensivtierhaltung, die unter noch widrigeren Lebensbedingungen für die Tiere noch billigere Massenware produziert.
Fazit:
Der zunehmende Konsum von Billigfleisch fördert ein System, das Tierleid systematisch in Kauf nimmt, um den Profit zu maximieren. Die Verantwortung liegt bei der Politik, durch strengere gesetzliche Vorgaben und häufigere Kontrollen für einen Wandel zu sorgen, der auch die Landwirtinnen und Landwirte nicht auf der Strecke lässt. Gleichzeitig müssen pflanzliche Ernährungsweisen stärker beworben und gefördert werden. Sie bieten eine Möglichkeit, den Fleischkonsum nachhaltig zu reduzieren und den Druck auf Tier, Mensch und Umwelt zu senken.
Nur durch einen systemischen Wandel, der eine Abkehr von der Billigfleischproduktion hin zu einer nachhaltigen und pflanzenbasierten Ernährungsweise sowie strengen gesetzlichen Vorgaben für Tierwohl und transparente Produktionsstandards ermöglicht, kann der Teufelskreis von Tierleid, Preisdruck und Konsumententäuschung durchbrochen werden.
Quelle: Tierschutz Austria