Almauftrieb

Für viele BIO-Landwirte und BIO-Landwirtinnen ist der Almauftrieb – das Übersiedeln von Weidetieren auf hochgelegene Almen während der Sommermonate – gelebte Tradition. Doch diese Form der Weidehaltung ist weit mehr als nur Brauchtum: Sie bietet handfeste Vorteile für Tiergesundheit, Landwirtschaft, Umwelt und sogar die Gesellschaft. Ob Rinder, Schafe, Ziegen, Pferde, Lamas oder Alpakas. Wir haben fünf gute Gründe gefunden, warum sich der Sommer auf der Alm für Mensch, Tier und Umwelt lohnt.

Almauftrieb: Höchstes Tierwohl durch artgerechte Haltung

Auf der Alm können Tiere ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben – weite Wege zurücklegen, artgerechtes Futter aufnehmen und frische Bergluft atmen. Das fördert nicht nur die Kondition und Konstitution, sondern auch die Gesundheit. Die gesundheitliche Vorteile eines Almauftriebs sind dabei extrem vielfältig:

Das wechselhafte Wetter stärkt das Immunsystem. Die abwechslungsreiche Topografie trainiert den Bewegungsapparat und die Höhenlage fördert durch vermehrte Bildung roter Blutkörper eine bessere Lungenfunktion. Unterschiedliche Bodenstrukturen verbessern die Durchblutung der Klauenlederhaut, während der ständige Zugang zu frischem Gras auf nährstoffreichen Weiden eine natürliche Gewichtszunahme ermöglicht. Zudem sorgt der hohe Anteil an frischen Gräsern und Kräutern für eine gesteigerte Beta-Carotin-Versorgung – wichtig für Zellwachstum, Immunsystem und Sehvermögen. Das Sozialverhalten wird durch das Leben in der Herde gestärkt, gleichzeitig bieten die weitläufigen Flächen ausreichend Raum für individuelle Rückzugsbedürfnisse.

Gesündere Lebensmittel durch natürliches Futter

Milch und Fleisch von Almtieren zeichnen sich durch besondere Qualität aus: Ein höherer Anteil an natürlichem Carotin sorgt nicht nur für die typische gelbe Almbutter, sondern auch für ein günstigeres Fettsäuremuster (Omega-6- zu Omega-3-Verhältnis). Das kann entzündungshemmend wirken und trägt zur Gesundheit des Konsumenten und der Konsumentin bei – ein klarer Pluspunkt für bewusste Ernährung.

Ein ausgewogenes Omega-6-zu-Omega-3-Verhältnis kann entzündungshemmend wirken und wird mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.

Der Almauftrieb: Entlastung für den landwirtschaftlichen Betrieb

Gerade im arbeitsintensiven Sommer stellt der Almauftrieb eine wertvolle Entlastung für viele Betriebe dar – wie auch Experte Lukas Hochwallner in unserem Webinar über Weidehaltung betont. Wenn Tiere auf einer betreuten Alm untergebracht sind, reduziert sich der tägliche Betreuungsaufwand am Hof erheblich. Zeitintensive Arbeiten wie das tägliche Füttern, Ausmisten oder Weidemanagement entfallen weitgehend, was es den Landwirt:innen ermöglicht, sich verstärkt anderen wichtigen Aufgaben am Betrieb zu widmen – etwa der Heuernte, Instandhaltungsarbeiten oder der Direktvermarktung.

Die zunehmende Zahl an professionellen Hirten auf den Almen unterstützt diesen Trend zusätzlich: Sie übernehmen die tägliche Tierkontrolle, sorgen für die Pflege der Weideflächen und gewährleisten durch ihre Erfahrung eine fachgerechte Betreuung der Tiere vor Ort. Damit trägt die Almwirtschaft nicht nur zur Tiergesundheit bei, sondern auch zur Arbeitsentlastung und zur besseren Organisation der Sommermonate auf den Höfen.

Almauftrieb = Erhalt der Kulturlandschaft und Biodiversität

Nur durch regelmäßige Beweidung bleiben Almflächen offen, gepflegt und langfristig nutzbar – nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für Tourismus, Freizeit und den Schutz vor Naturgefahren. Ohne Beweidung würden viele dieser Flächen verbuschen oder verbrachen, was nicht nur den landwirtschaftlichen Nutzen einschränkt, sondern auch die landschaftliche Attraktivität verringert. Gerade im alpinen Raum spielen bewirtschaftete Almen eine zentrale Rolle in der Lawinen- und Erosionsprävention: Kurz gehaltene Vegetation stabilisiert den Boden, verhindert Hangrutschungen und sorgt für eine sichere Wasserversickerung.

Auch aus ökologischer Sicht sind Almen wertvoll: Die kleinräumige Nutzung und der Verzicht auf intensive Bewirtschaftung schaffen einen einzigartigen Lebensraum. Auf regelmäßig beweideten Almflächen finden sich bis zu 100 verschiedene Pflanzenarten pro Hektar – darunter zahlreiche seltene und geschützte Arten. Diese hohe Biodiversität bildet die Grundlage für ein vielfältiges Ökosystem mit Insekten, Vögeln und anderen Wildtieren – ein echter Hotspot der Artenvielfalt und ein Paradebeispiel für funktionierende Kulturlandschaftspflege.

Nachhaltige Nutzung durch Klimawandel notwendig

Die Klimaveränderung bringt längere Vegetationsperioden auf den Almen – das bedeutet mehr Gras, das auch genutzt werden muss. Doch der Strukturwandel in der Landwirtschaft hat zu einem Rückgang beim Viehauftrieb geführt. Um Verbuschung und Verwaldung zu verhindern, braucht es wieder mehr Tiere auf der Alm. Der Almauftrieb ist damit auch ein aktiver Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel und zum Erhalt wertvoller Flächen.

Almweideplan: Weiterbildung bis spätestens 15. Juli abschließen

Ab 2025 haben Betriebe im Rahmen der ÖPUL-Maßnahme „Almbewirtschaftung“ die Möglichkeit, den freiwilligen jährlichen Zuschlag „Almweideplan“ in Anspruch zu nehmen. Dabei werden Almweideflächen gefördert, die an mindestens 60 Kalendertagen von Rindern, Schafen, Ziegen, Equiden (Pferde, Ponys, Esel und Kreuzungen) und Neuweltkamelen (Lamas und Alpakas) bestoßen werden. Die Maßnahme ist vom Almbetrieb zu beantragen!

Voraussetzung dafür ist die Teilnahme an einer vierstündigen Weiterbildungsveranstaltung sowie die Erstellung eines Almweideplans – beides muss bis spätestens 15. Juli abgeschlossen sein, um die Anforderungen für das aktuelle Antragsjahr zu erfüllen.

Wer die Weiterbildung in diesem Jahr nicht rechtzeitig absolvieren kann, sollte den Zuschlag vorsorglich wieder abmelden, um mögliche Sanktionen oder Kürzungen der Prämie im Rahmen der Almbewirtschaftung zu vermeiden.

Eine erneute Anmeldung für das Förderjahr 2026 ist dann im Zuge des Mehrfachantrags (MFA) 2026 zwischen 1. November und 31. Dezember 2025 möglich.


Titelbild @ Tommao Wang via Unsplash (Zugriff 04.06.2025)