Der Bio-Rindfleischmarkt in Österreich steht vor neuen Herausforderungen und Chancen. Während die Nachfrage stabil bleibt und in manchen Bereichen sogar wächst, verknappt sich das Angebot zunehmend. Ein detaillierter Blick auf die Marktentwicklung zeigt, welche Faktoren diese Situation beeinflussen und welche Möglichkeiten sich für Bio-Erzeuger bieten.

Angebotssituation: Rückgang der Bio-Mutterkühe

Die Anzahl der Bio-Mutterkuhbetriebe ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Durchschnittlich reduzierte sich der Bestand jährlich um rund 2.000 Tiere, was sich vor allem auf die Verfügbarkeit von Bio-Jungrindern auswirkt. Auch die ersten Daten für 2024 zeigen einen weiteren Rückgang. Stabil blieb hingegen das Angebot von Bio-Ochsen und Bio-Kalbinnen.

Laut Josef Grünanger, Geschäftsführer der Rudolf Großfurthner GmbH, wird die Bio-Fresserproduktion von mastfähigen Kälbern aus der Bio-Milchviehhaltung immer wichtiger:

„Die rückläufigen Mutterkuhzahlen treffen den Bio-Bereich am stärksten. Dahingehend wird die Verfügbarkeit qualitativ guter Einsteller knapper. Das Thema Bio-Fressererzeugung von gut masttauglichen Kälbern aus der Bio-Milchviehhaltung wird verstärkt anzusehen sein!“

Auch Manfred Huber, Geschäftsführer von Sonnberg Biofleisch, unterstreicht die Notwendigkeit dieser Zusammenarbeit:

„Bio-Milchviehbetriebe müssen in Zukunft in Zusammenarbeit mit der gesamten Wertschöpfungskette dem Thema Nutzkälber ihre Aufmerksamkeit schenken. Hier gibt es ein großes Potential für die Bio-Rindfleischproduktion, das noch nicht ausgeschöpft ist.“

Nachfrage: Stabilität mit Wachstumspotenzial

Die Nachfrage nach Bio-Rindfleisch bleibt stabil und zeigt in einzelnen Segmenten Wachstum. Laut RollAMA lag der Bio-Anteil bei Rind- und Kalbfleisch im Lebensmitteleinzelhandel im ersten Halbjahr 2024 bei knapp 5 %. Besonders Bio-Faschiertes verzeichnete einen starken Anstieg von fast 10 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch Bio-Gulaschfleisch und Steakartikel entwickeln sich gut.

Heimisches Bio-Rindfleisch wird überwiegend (90 %) im Inland vermarktet. Hochpreisige Teilstücke von Kühen finden jedoch vor allem im Export Abnehmer. Auch die Bio-Gastronomie zeigt positive Trends, obwohl der Bio-Anteil dort noch unter dem des Einzelhandels liegt.

Chancen für Bio-Rindfleischproduzenten

Trotz der Herausforderungen bietet der Markt Chancen, insbesondere in Grünlandregionen und Übergangsgebieten. Johannes Minihuber, Geschäftsführer der Österreichischen Rinderbörse, sieht ein großes Potenzial für Neueinsteiger:

„Ein gutes Absatzpotential im Bereich der Bio-Ochsen bzw. Kalbinnenproduktion sowie im Bio-Jungrindsegment ist auch für Neueinsteiger gegeben. Auch bei Mutterkuhbetrieben mit Bio-Einstellerproduktion ist zusätzliches Vermarktungspotential gegeben um die Bio-Rindermäster mit guten Einstellerqualitäten zu beliefern.“

Eine ganzjährige Nachfrage nach Bio-Einstellern unterstreicht die Bedeutung der Fresserproduktion aus der Milchviehhaltung.

Quelle: Marktbericht Bio Austria