Nachhaltigkeitskommunikation

Nachhaltigkeit spielt im Tourismus eine immer größere Rolle, doch gerade weil der Begriff so häufig und vielfältig verwendet wird, fällt es vielen Betrieben oftmals schwer, ihr eigenes Engagement klar und wirkungsvoll zu kommunizieren. Wo soll man überhaupt anfangen? Was sollte man betonen? Und wie sind Gäste gezielt anzusprechen, die sich für nachhaltiges Reisen interessieren. Genau dafür haben wir praxistaugliche Ansätze entwickelt, die dabei helfen, Maßnahmen sichtbar zu machen und die Positionierung im Bereich Nachhaltigkeit authentisch und überzeugend nach außen zu tragen. #Nachhalitgkeitskommunikation.

Nachhaltigkeitskommunikation: die Bestandsaufnahme deiner Nachhaltigkeit

Der erste Schritt: Nehmt euch einen Moment Zeit, schnappt euch Papier und Stift und sammelt in aller Ruhe, was ihr in den letzten Jahren im Bereich Nachhaltigkeit bereits umgesetzt habt. Sowohl größere Maßnahmen als auch kleine Alltagsentscheidungen zählen! Ob energiesparende Beleuchtung in den Unterkünften, der Umstieg auf Biofleisch oder ein gemeinsamer Kochkurs mit Gästen. Alles gehört auf die Liste. Ihr werdet überrascht sein, wie viel sich bereits getan hat. Vor allem ohne, dass ihr wuch bewusst damit beschäftigt habt.

Überlegt anschließend: Welche dieser Maßnahmen kommuniziert ihr bisher kaum oder gar nicht nach außen? Achtet dabei besonders auf die Phasen, in denen potenzielle Gäste nach nachhaltigen Angeboten suchen, und auf die Kanäle, über die sie sich informieren- Etwa eure Website, Social Media oder Buchungsplattformen. Wird dort zum Beispiel auf eure nachhaltigen Verpackungen hingewiesen? Ist die Verwendung bio-regionaler Produkte sichtbar erwähnt? Wird das nachhaltige Engagement auch im digitalen Auftritt spürbar? Hebt all jene Punkte und Angebote farblich hervor, die bisher noch nicht aktiv kommuniziert werden – so habt ihr auf einen Blick, wo noch Potenzial liegt.

Profil schärfen: Was zeichnet euch aus?

Einfach nur nachhaltig zu handeln, reicht heute oft nicht mehr aus. Entscheidend ist, was euch als Betrieb einzigartig macht. Fragt euch: Worin unterscheidet ihr euch von anderen? Was sind eure besonderen Stärken und Alleinstellungsmerkmale im Bereich Nachhaltigkeit?

Dabei geht es nicht darum, überall perfekt zu sein oder jedem Trend hinterherzulaufen. Viel wirkungsvoller ist es, sich auf bestimmte Themen zu konzentrieren, die euch wirklich am Herzen liegen – und diese mit Überzeugung und Leidenschaft zu verfolgen. Aus solchen Schwerpunkten entstehen oft ganz besondere Angebote und Erlebnisse, die Gästen lange in Erinnerung bleiben und gleichzeitig eure Haltung in Sachen Nachhaltigkeit authentisch vermitteln.

Praxisbeispiel: Luftburg – Kolarik im Prater

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Luftburg – Kolarik im Prater in Wien. Paul und Bianca Kolarik verfolgen seit der Gründung 1992 nämlich einen konsequent nachhaltigen Weg – mit dem Anspruch, spürbare Erlebnisse zu schaffen, die bei ihren Gästen in Erinnerung bleiben. Heute ist die Luftburg der größte vollständig bio-zertifizierte Gastronomiebetrieb Europas. Alle eingesetzten Produkte stammen von Bio-Betrieben, ein klarer Fokus liegt zudem auf Regionalität – seit August 2023 wird der gesamte Fleischbedarf ausschließlich durch österreichische Produzenten gedeckt.

Auch in puncto Energie geht der Betrieb innovative Wege: Eine Photovoltaikanlage liefert Strom, auf Heizstrahler wird bewusst verzichtet, natürliche Beschattung durch Bäume sorgt für ein angenehmes Klima. Auf dem Dach lebt ein Bienenvolk, die Lichtsteuerung läuft über ein Smart-Home-System, gebrauchtes Speiseöl wird zu Biodiesel verarbeitet. Der Betrieb ist ein ganzheitlich durchdachtes Konzept, das laufend weiterentwickelt wird. Für die Familie Kolarik ist Nachhaltigkeit dabei kein Ziel, das man irgendwann erreicht, sondern ein kontinuierlicher Prozess der mit dem ersten Schritt beginnt. Das zeigt sich auch daran, dass eine Führungskraft aktuell eine MBA-Ausbildung im Bereich General- und Nachhaltigkeitsmanagement absolviert – ein starkes Zeichen für gelebtes Engagement.

Vertrauen sichtbar machen: Durch Gütesiegel und Mitgliedschaften

Gäste, die gezielt nach nachhaltigen Angeboten suchen, möchten sich auf deren Glaubwürdigkeit verlassen können. Auszeichnungen, Zertifikate und Mitgliedschaften – sogenannte Trust-Elemente – spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie signalisieren Verlässlichkeit und schaffen Vertrauen.

Grundlage dafür sind die offiziellen Zertifizierungen durch anerkannte Bio-Kontrollstellen. Nur Betriebe, die sich einer regelmäßigen Kontrolle durch eine staatlich zugelassene Kontrollstelle unterziehen, dürfen mit dem EU-Bio-Logo oder entsprechenden Bio-Hinweisen werben. Das ist nicht nur rechtlich vorgeschrieben, sondern auch der wichtigste Beweis gegenüber den Gästen, dass Bio-Qualität tatsächlich eingehalten wird.

Darüber hinaus gibt es ergänzende Systeme, die den Bio-Anteil im Betrieb sichtbar machen: So zeichnet „Natürlich gut essen“ Gastronomiebetriebe je nach Bio-Anteil der eingekauften Lebensmittel (am Einkaufswert) mit Bronze, Silber oder Gold aus. Auch Bio Austria bietet Mitgliedsbetrieben klare Vorgaben und eine starke Kommunikationsplattform, um ihr Bio-Engagement transparent zu zeigen.

Platziert eure Zertifizierungen und Siegel überall dort, wo potenzielle Gäste mit eurem Angebot in Berührung kommen. Sei es auf eurer Website, in den sozialen Medien, in der E-Mail-Signatur oder auf Buchungsplattformen und touristischen Portalen. So macht ihr euer nachhaltiges Engagement sichtbar und stärkt das Vertrauen bereits während der Informationssuche. Wer seinen Betrieb vollständig auf Bio umstellen möchte, findet bei der ARGE Nahtürlich BIO kompetente Unterstützung und Begleitung durch den gesamten Prozess.

Nachhaltigkeitskommunikation: Digitale Präsenz gezielt nutzen

Nachhaltigkeit lebt nicht nur vom Handeln, sondern auch davon, wie man darüber spricht. In den vorangegangenen Schritten habt ihr bereits herausgearbeitet, was euren Betrieb im Bereich Nachhaltigkeit auszeichnet – und vielleicht auch festgestellt, welche eurer Maßnahmen bisher noch kaum sichtbar sind.

Um potenzielle Gäste gezielt zu erreichen, lohnt es sich, die sogenannte „Reise“ eines Gastes nachzuvollziehen: An welchen Punkten – sogenannten Touchpoints – informieren sich Interessierte über euren Betrieb? Und wo könnt ihr ihnen euer Engagement näherbringen?

Suchmaschinen wie Google

Sorgt dafür, dass eure Website gut auffindbar ist und dem Thema Nachhaltigkeit ausreichend Platz einräumt. Eine eigene Unterseite, auf der ihr euer Engagement transparent darstellt, Bilder oder sogar ein kurzes Video zeigt, wirkt authentisch und einladend. Verlinkungen zu Buchungs- oder Anfrageformularen sorgen zusätzlich für einen einfachen Weg zur Kontaktaufnahme.

Buchungsportale und touristische Plattformen (z. B. Tourismusverbände)

Viele Gäste stoßen hier erstmals auf euer Angebot. Nutzt die vorhandenen Funktionen gezielt: Hebt nachhaltige Besonderheiten in den Beschreibungstexten hervor, aktiviert entsprechende Ausstattungsmerkmale (z. B. bio-regionale Küche) und platziert Herzensprojekte sichtbar unter den Highlights. So werden nachhaltige Angebote bereits beim Stöbern gut erkennbar.

Soziale Netzwerke wie Instagram oder Pinterest

Gerade in frühen Inspirationsphasen – wenn Ort, Budget oder Zeitraum oft noch offen sind – stöbern Nutzer:innen gern in Social Media nach Eindrücken. Nutzt Stories, Reels oder kurze Clips, um Einblicke in euer nachhaltiges Handeln zu geben. Zeigt, was euch wichtig ist – kreativ, sympathisch und authentisch. Passende Hashtags wie #nachhaltigreisen helfen, eure Inhalte für Interessierte auffindbar zu machen.

Printmedien & Pressearbeit

Auch klassische Kanäle wie Magazine, Kataloge oder die Lokalzeitung bleiben wertvoll. Nutzt sie für gezielte Anzeigen oder berichtet aktiv über neue Projekte, die ihr umsetzt. Regionale Medien greifen solche Themen gern auf – besonders, wenn sie innovativ oder gesellschaftlich relevant sind.

Mundpropaganda & direkte Kommunikation

Empfehlungen von Freunden oder Familie sind oft der wichtigste Vertrauensfaktor. Auch eure persönliche Kommunikation – etwa per E-Mail oder telefonisch – trägt zur Wirkung bei. Kleine Elemente wie Logos, Siegel oder Zertifizierungen in der Signatur stärken den positiven Eindruck und unterstreichen euer Engagement zusätzlich.

Neue Impulse sammeln & Perspektiven erweitern

Manchmal lohnt es sich, bewusst den Blick über den eigenen Betrieb hinaus zu richten. Lasst euch von anderen inspirieren und nutzt den Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, um frische Ideen rund um Nachhaltigkeit zu gewinnen.

Ob in Online-Seminaren, bei Gastgeber-Treffen, digitalen Veranstaltungen oder in einer Facebook-Gruppe für Gastgeber – der Dialog bringt oft wertvolle Impulse. Dabei gilt: Nicht Konkurrenzdenken, sondern gemeinsames Lernen steht im Mittelpunkt. Denn oft entstehen die besten Ansätze, wenn Erfahrungen geteilt und gemeinsam weitergedacht werden.


Titelbild © Vitaly Gariev via Unsplash 08.10.2025