Werner Lampert Nachruf

Österreich trauert um einen seiner größten Bio-Visionäre. Werner Lampert, geboren 1946 in Feldkirch, ist kurz nach seinem 79. Geburtstag überraschend verstorben. Mit ihm verliert das Land einen Pionier, der wie kaum ein anderer die biologische Landwirtschaft, das Denken über Qualität und den respektvollen Umgang mit Natur und Tier geprägt hat.

Lampert war kein Mann der lauten Worte, sondern einer der stillen Überzeugung. Sein Wirken begann früh – auf dem Hof seiner Großmutter in Vorarlberg, wo er schon als Kind eine tiefe Verbundenheit zur Natur spürte. Was für andere nur Acker und Stall waren, war für ihn ein Ort der Begegnung: mit Tieren, mit Pflanzen, mit dem Kreislauf des Lebens. Diese Haltung, dieses Staunen vor dem Lebendigen, blieb sein ganzes Leben lang seine Triebfeder.

Ein Pionier mit Weitblick und Haltung

Recht ungewöhnlich, begann Werner Lampert seine berufliche Laufbahn als ausgebildeter Kirchenrestaurator und absolvierte später ein Studium der Altorientalistik. Doch bereits Mitte der 1960er-Jahre entdeckte er sein Interesse für die biologisch-dynamische Landwirtschaft und die Lehren der Anthroposophie.
Sein erklärtes Ziel war es dabei, die biologische Produktion untrennbar mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit zu verbinden – und Produkte zu schaffen, die nicht nur qualitativ hochwertig sind, sondern auch unter transparenten und nachvollziehbaren Bedingungen entstehen.

Ja! Natürlich

In den 1980er-Jahren wagte Lampert, was damals kaum jemand für möglich hielt: Er brachte biologische Lebensmittel in die Regale großer Handelsketten und machte sie damit für alle zugänglich. Mit der Gründung der Bio-Marke „Ja! Natürlich“ für den Handelskonzern Billa im Jahr 1994 setzte er ein Zeichen. Nicht nur für gesunde Produkte, sondern für ein neues Bewusstsein im Umgang mit Lebensmitteln. Das ikonische „Ja! Natürlich“-Schweinchen wurde zum Symbol einer Bewegung, die Tierwohl, Nachhaltigkeit und Qualität in den Mittelpunkt stellte.

Zurück zum Ursprung

Doch Lampert beließ es nicht bei diesem Erfolg. Mit „Zurück zum Ursprung“, der Bio-Eigenmarke von Hofer, schuf er ein weiteres wegweisendes Projekt, das in enger Partnerschaft mit heimischen Landwirt:innen neue Maßstäbe in der Heumilchproduktion setzte. Er zeigte, dass Regionalität, Transparenz und Fairness keine leeren Worte sind, sondern die Grundlage einer zukunftsfähigen Landwirtschaft.

Ein Visionär, der Werte lebte

Lampert war nicht nur Unternehmer, sondern vor allem auch Idealist. Für ihn war Bio kein Trend, sondern eine Haltung. Er glaubte an die Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur, an Kreisläufe statt an Ausbeutung, an Qualität statt Masse. Viele, die mit ihm zusammenarbeiteten, erinnern sich an seine ruhige Art, seine Leidenschaft für Details und seine unerschütterliche Überzeugung, dass Wirtschaft und Ethik zweifellos zusammengehören.

Seine Projekte – ob in Wien, Salzburg oder am Csardahof – waren stets geprägt von Respekt und Achtsamkeit. Wer sie besuchte, spürte, dass hier mehr wuchs als Gemüse und Getreide: Es wuchs ein Verständnis dafür, was „Bio“ im eigentlichen Sinn bedeutet.

Ein Vermächtnis, das weiterwirkt

Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Lampert als einen Pionier, der Österreichs Landwirtschaft und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit entscheidend geprägt hat.

Mit Werner Lampert verliert Österreich einen Bio-Pionier, im wahrsten Sinne des Wortes. Lampert hat für Österreichs Landwirtschaft und das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltschutz enorm viel bewirkt. Er war für viele Menschen auch das Gesicht der Bio-Bewegung. Wir alle verdanken ihm viel.

Und tatsächlich: Sein Lebenswerk reicht weit über Produktmarken hinaus. Es lebt fort in jedem Betrieb, der nach ökologischen Grundsätzen arbeitet, in jeder Konsumentin, in jedem Konsumenten, der oder die bewusst einkauft, in jeder Initiative, die Verantwortung übernimmt.

Werner Lampert hat Spuren hinterlassen – in der Erde, in den Herzen und im Denken vieler Menschen. Er hat gezeigt, dass Landwirtschaft mehr sein kann als Produktion. Nämlich ein Miteinander von Mensch, Tier und Natur.

So hinterlässt er ein Vermächtnis, das bleibt. Leise, beständig und voller Leben. Ein echter Bio-Pionier, dessen Idee weiterwächst, wo immer jemand den Mut hat, achtsam zu wirtschaften.


Titelbild © LAMPERT-GmbH