Die Zukunft der Schweinehaltung in Deutschland steht auf der Kippe: Eine aktuelle Umfrage der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) zeigt deutlich, wie stark die Branche unter Druck steht. Über 600 Ferkelerzeuger und Schweinemäster, die zusammen rund 7,5 % des deutschen Bestandes repräsentieren, haben Einblicke in ihre Herausforderungen, Perspektiven und Pläne gegeben – und das Bild ist alarmierend.

Zwischen Auflagen und Investitionsmut

Strengere Vorschriften, zähe Genehmigungsverfahren und die ständige Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest (ASP) bremsen viele Betriebe aus. Doch trotz dieser Hürden gibt es Hoffnung: Viele Landwirte sind bereit, erhebliche Summen zu investieren, um moderne Haltungsvorgaben zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Absatz- und Vermarktungsperspektiven werden von den meisten Schweinehaltern überraschend positiv bewertet – ein Zeichen dafür, dass die Branche trotz aller Herausforderungen an ihre Zukunft glaubt.

Kleine Betriebe kämpfen ums Überleben

Ein besonders besorgniserregender Trend zeigt sich bei kleineren Betrieben: 40 % der kleinen Sauenhalter planen, innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre aufzugeben. Bei größeren Betrieben liegt die Ausstiegsquote mit 5 % deutlich niedriger.

Ein zentraler Grund dafür ist die gesetzliche Pflicht, bis 2029 die Kastenstandhaltung abzuschaffen. Während 16 % der Betriebe diesen Umbau bereits umgesetzt haben, stehen die meisten noch vor der Planungsphase – ein Mammutprojekt, das vor allem kleinere Betriebe an ihre Grenzen bringt.

In der Schweinemast ist die Lage etwas stabiler: Zwei Drittel der Betriebe möchten in den nächsten zehn Jahren weitermachen. Doch auch hier zeigt sich, dass größere Betriebe besser für die Zukunft gerüstet sind.

Der Markt spaltet sich

Die Zukunft des Schweinefleischmarktes zeichnet sich immer klarer ab: Der Anteil von Fleisch aus der Haltungsform 2 wird in den kommenden Jahren sinken, während sich der Markt zunehmend zwischen Haltungsform 1 (gesetzlicher Standard) und Haltungsform 3 (höhere Standards) aufspaltet.

„Wir beobachten zwei klare Tendenzen: Zurück zum gesetzlichen Standard oder hin zu höheren, aber teureren Haltungsstufen“, erklärt ISN-Geschäftsführer Torsten Staack. Doch er warnt: Schweinehalter aus ASP-Restriktionsgebieten werden von Abnehmern, die auf höhere Standards setzen, oft gemieden – ein Risiko, das viele Betriebe von dringend notwendigen Investitionen abhält.

Regionale Schwerpunkte

Die Umfrage zeigt auch, dass die Herausforderungen regional unterschiedlich verteilt sind. Ein Großteil der Teilnehmer stammt aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern. In vielen anderen Bundesländern ist die Schweinehaltung hingegen stark zurückgegangen, was die strukturellen Veränderungen in der Branche weiter untermauert.

Quelle: Tagesspiegel Background