Walter Starz Podcast

In der neuesten Folge unseres Biofleischinfo-Podcasts werfen wir einen Blick dorthin, wo Wissenschaft und landwirtschaftliche Praxis direkt aufeinandertreffen. Zu Gast ist Walter Starz, Leiter der Abteilung für Bio-Grünland und Ackerbau an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Er zählt zu jenen Forschenden, die nicht nur im Büro, sondern auch direkt am Feld arbeiten. Und das mit einem klaren Ziel: Die biologische Landwirtschaft fit für die Zukunft zu machen.

Wie bleibt Bio-Grünland zukunftsfähig?

Der Wissenschaftler Walter Starz bewirtschaftet selbst auch Flächen, betreut mit seinem Team rund 30 Milchkühe und weiß aus Erfahrung, welche Herausforderungen der Klimawandel für Bio-Betriebe mit sich bringt.

„Wir stehen vor der Aufgabe, unsere Wiesen und Weiden so zu bewirtschaften, dass sie auch unter geänderten Rahmenbedingungen – längere Vegetationsperioden, Trockenphasen oder Starkregen – produktiv bleiben“, erklärt er im Gespräch.

Seine zentrale Forschungsfrage: Wie bleibt Bio-Grünland zukunftsfähig?

Forschung mit Praxisbezug

Das Besondere an der Arbeit von Walter Starz und seinem Team: Sie forschen direkt am eigenen Betrieb. Auf den Grünlandflächen werden nämlich Versuche zur Weidehaltung, Futterqualität und Biodiversität durchgeführt.

Ein zentraler Punkt ist dabei die Frage, wie sich Weiden und Wiesen an den Klimawandel anpassen lassen. Durch die Erwärmung verlängert sich nämlich die Vegetationsperiode. Laut Starz eigener Beobachtung konnte in den letzten 20 Jahren immer früher mit der Weide begonnen werden, weil  die Vegetation immer früher startet. Seit den letzten zwei Jahrzehnten hat es sich so verändert, dass man im Vergleich zu 2005 schon einen Monat früher mit den Weiden beginnen kann! Bedeutet: das Grünland wird produktiver, muss dabei aber auch häufiger genutzt werden. Für Bio-Betriebe, die mit begrenzten Hofdüngerressourcen arbeiten, ist das natürlich eine Herausforderung.

Biodiversität als Schlüssel

Besonders am Herzen liegt ihm die Artenvielfalt im Grünland. Denn: Je biodiverser eine Wiese ist, desto widerstandsfähiger reagiert sie auf Wetterextreme. Vielfalt ist also nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch von Vorteil. Sie stabilisiert Erträge und sorgt für langfristig gesunde Böden.

Darüber hinaus zeigt Starz, wie Landwirtinnen und Landwirte ihre Flächen sinnvoll in der Fütterung verwerten könn(t)en. Etwa durch abgestufte Grünlandnutzung, gezielte Klee-Förderung oder angepasste Schnittstrategien.

Die abgestufte Grünlandnutzung

Während ertragreichere Wiesen regelmäßig gemäht und mit organischem Dünger versorgt werden, bleiben andere bewusst extensiv bewirtschaftet. Diese werden kaum gedüngt und nur ein- bis zweimal jährlich geschnitten. Diese artenreichen Wiesen bieten nicht nur Lebensraum für Insekten und Pflanzen, sondern liefern auch wertvolles Futter für Tiere mit geringeren Leistungsansprüchen.

Durch diese abgestufte Nutzung entsteht ein ausgewogenes Nährstoffsystem: Auf den intensiver genutzten Flächen steht mehr Dünger zur Verfügung, wodurch die Pflanzen bei Trockenheit besser wachsen können. Denn auf gut versorgten Böden müssen die Pflanzen weniger Wasser aufnehmen, um ausreichend Nährstoffe zu erhalten. Karge, nährstoffarme Böden hingegen zwingen sie, mehr Wasser zu verbrauchen. Ein klarer Nachteil in immer trockener werdenden Sommern. So zeigt sich, dass eine kluge Verteilung der Bewirtschaftungsintensität nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist.

Die Klee-Förderung

Eng damit verbunden ist die gezielte Förderung von Kleearten, die in der Bio-Landwirtschaft eine entscheidende Rolle spielen könnten. Klee – ob Rotklee, Weißklee oder Luzerne – ist weit mehr als ein Futterbestandteil. Er sorgt auf natürliche Weise für die Stickstoffversorgung des Bodens. Durch seine Symbiose mit Knöllchenbakterien bindet er Stickstoff aus der Luft und stellt ihn den Pflanzen zur Verfügung, ganz ohne mineralischen Dünger. Dadurch werden die Böden fruchtbarer, die Pflanzen widerstandsfähiger und das Futter eiweißreicher. Bio-Betriebe können so ihre Flächen langfristig gesund erhalten und gleichzeitig ihre Tiere mit hochwertigem Grundfutter versorgen. Ein Kreislauf, der Boden, Pflanzen und Tiere gleichermaßen stärkt.

Angepasste Schnitstrategien

Eine weitere wichtige Stellschraube in der nachhaltigen Grünlandbewirtschaftung sind angepasste Schnittstrategien. Dabei geht es nicht nur darum, wann, sondern auch wie tief gemäht bzw. abgegrast wird. Starz betont, dass Wiesen nicht zu kurz geschnitten bzw. abgegrast werden sollten. Eine Schnitthöhe von mindestens acht bis zehn Zentimetern schützt den Boden vor Austrocknung und erhält die Vitalität der Pflanzen. Wenn das Grünland oft geschnitten bzw. abgegrast wird, dann gehe die Wurzeln der Pflanzen nicht  mehr so tief in die Erde, was dann ein Problem wird, wenn es zu trocken ist.

In Zeiten zunehmender Trockenperioden kann ein bewusster Umgang mit Schnitthöhen und -zeitpunkten entscheidend dazu beitragen, Grünlandflächen resilienter gegen Wetterextreme zu machen. Diese angepassten Strategien zeigen, dass kleine, durchdachte Maßnahmen große Wirkung haben können – sowohl für den Ertrag als auch für die ökologische Balance.

Unser Tipp: In diesem Beitrag erklärt Walter Starz wie du dein Grünland fit für den Winter machen kannst.

Praxisnahe Forschung – mitten im Alltag

Wie sieht der Arbeitsalltag eines Bio-Forschers aus?  Walter Starz ist viel draußen auf den Flächen, macht Erhebungen, beobacht die Entwicklung und sieht sofort, wie die verschiedenen Behandlungen wirken. Seine Erkenntnisse fließen laufend in Kurse, Seminare und Publikationen ein. Und werden direkt mit Berater:innen und Landwirt:innen diskutiert. Diese enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis sorgt dafür, dass neue Erkenntnisse schnell ihren Weg in die landwirtschaftliche Realität finden.

Kleine Maßnahmen, große Wirkung

Ob Kleeanbau zur Stickstofffixierung, höhere Schnittlängen beim Mähen oder die richtige Balance zwischen intensiver und extensiver Nutzung. Oft sind es kleine Stellschrauben, die große Wirkung zeigen. Es ist Starz erklärtes Ziel, den Betrieben praktikable Lösungen zu bieten, damit sie mit den Klimaveränderungen Schritt halten können.

Wie Forschung und Praxis im Bio-Grünland zusammenspielen, welche Versuche aktuell laufen und welche Tipps Walter Starz für Landwirt:innen hat – das hören Sie in unserer neuen Podcastfolge.