Konkurrenz bioproduzenten

Trotz Bio-Boom und einer noch nie dagewesenen Nachfrage, hat sich die Anzahl der Biobauern verringert. Um seinen erhöhten Bedarf nach Bio-Produkten zu decken, importiert Deutschland jetzt auch noch immer mehr Bio-Ware aus Österreich. Was sich für uns sehr positiv anhört, könnte jedoch schwerwiegende Folgen für den heimischen Biomarkt haben. Eine Konkurrenz um Bioproduzenten beginnt.

Der Wettlauf um Bioproduzenten

Der Zugang zu Bioprodukten bedeutet Marktmacht. Internationale Bioverbände konkurrieren daher zunehmend um Produzenten, und dieser Wettlauf erfasst nun auch Österreich. Besonders die deutschen Verbände Bioland und Naturland expandieren stark. Naturland kooperiert mit großen deutschen Handelsketten wie Aldi und Rewe und hat mittlerweile fast 2.300 Mitglieder in Österreich, die 73.000 Hektar bewirtschaften. 2023 wuchs die Zahl der Betriebe um 301.

Spekuliert wird zudem über einen möglichen Einstieg von Naturland in den österreichischen Markt durch eine Zusammenarbeit mit Hofer. Eine vergleichbare Strategie könnte auch Rewe verfolgen, was die Position von Bio Austria als größtem heimischem Verband schwächen würde.

Josef Brunnbauer, verantwortlich für den Aufbau von Naturland Österreich, betont, dass sein Verband nicht nur den Export nach Deutschland, sondern auch die Entwicklung des österreichischen Marktes im Blick hat. Er sieht Kooperationen als sinnvoll an, um Landwirte nicht durch Doppelstrukturen zu belasten.

Mit einem Bio-Flächenanteil von über 20 Prozent und einer etablierten Bio-Kultur bietet Österreich natürlich ideale Bedingungen für die Expansion internationaler Verbände. Zum Vergleich: in Deutschland werden nur etwas mehr als 8 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche ökologisch bewirtschaftet.

Problemstellen

Während sich Brunnbauer offen für Kooperationen gibt, wobei die Doppelstrukturen natürlich nicht zulasten der Bauern gehen dürfen, stößt der Vormarsch der deutschen Verbände hierzulande jedoch auf Widerstand. Von Ressourcen, die nach Deutschland verlagert werden, ist in der Branche die Rede. Und von der Gefahr zerstörter Aufbauarbeit. Der zunehmende Wettbewerb um Produzenten könnte kleinere Betriebe unter Druck setzen, sich großen Verbänden anzuschließen oder aus dem Markt auszusteigen.

„Man habe nichts gegen Zusammenarbeit auf Augenhöhe, man verwehre sich auch nicht gegen neue Märkte.“, sagt Bio-Austria-Geschäftsführerin Susanne Maier gegenüber dem Standard. „Österreich sei jedoch das Bioland Nummer eins der EU. Man könne hier nicht internationale Systeme implementieren, als ob es keine funktionierenden gewachsenen Strukturen gäbe.“

Abhängigkeit von Deutschland

Problem dieser möglichen Kooperation mit deutschen Verbänden ist auch eine zu große Abhängigkeit von Deutschland. Sollte nämlich das Angebot an Biolebensmitteln steigen, könnte dort wieder mehr Wert auf regionale Produktion gelegt werden. Was dann zu einer verringerten Abnahme österreichischer Produkte führen konnte.

Bei zu großer Anhängigkeit dem deutschen Bio-Markt gegenüber, könnte sich dieses mögliche Szenario zum erneuten Nachteil für österreichische Bauern entwickeln. Für die Bauern ist eine langfristige Planungssicherheit jedoch entscheidend, um Vertrauen in das System zu bewahren.

Bio Austria wiederum setzt dem Wachstum von Naturland das Qualitätssiegel „Next Bio“ entgegen, das Biostandards verbandsübergreifend sichert und höhere Anforderungen als die EU-Vorgaben stellt. Wie dieser „Konkurrenzkampf“ um Österreichs Bioproduzenten ausgehen wird, bleibt abzuwarten. Doch ohne die Unterstützung aus öffentlicher Hand, wird Österreich auf lange Sicht wohl das Nachsehen haben, angesichts der Größe des deutschen Markts.

Konkurrenz um Bioproduzenten: ein Fazit

Die Expansion von Naturland und anderen internationalen Bio-Verbänden zeigt, dass der Markt für Bioprodukte nicht nur von Konsumentennachfrage, sondern auch von strategischen Allianzen und Marktzugängen geprägt wird. Österreich wird dabei immer mehr zu einem zentralen Schauplatz dieses Wettbewerbs.

Während diese Nachfrage natürlich auch Chancen für Landwirte bietet, birgt es aber durchaus auch Risiken durch einen Strukturwandel und der Abhängigkeit eines instabilen transnationalen Marktes.


Titelbild @ Zoe Richardson via unsplash (Zugriff 17.03.2025)