KI Ernährung

Marc Lores Vision davon KI und Ernährung zu verbinden reicht weit über Essenslieferungen hinaus. Es geht um KI-gestützte Ernährungsplattformen, die Gesundheit, Genuss und Kosten perfekt in Einklang bringen können. Was das für unseren Alltag bedeuten könnte, liest sich wie ein Blick in die Zukunft des Essens.

Künstliche Intelligenz als Ernährungsberater

In unserem Artikel über Marc Lore haben wir vorgestellt, wie dieser das klassische Restaurant-Konzept radikal neu gedacht hat. Doch der Unternehmer denkt nicht nur Restaurants weiter, sondern auch unsere zukünftige Art der Ernährung, also nicht was wir essen werden, sondern vor allem wie wir uns ernähren.

Abseits seiner Wonder-Restaurants reicht seine eigentliche Vision also weit über Essenslieferungen hinaus. Marc Lore arbeitet nämlich auch an einer KI-Plattform, die Menschen quasi autonom ernähren kann. Dieses, sich in Entwicklung befindendes KI-Tool hat er an sich selbst bereits getestet und ist voller Euphorie.

Ernährung und KI: Nährwert- und Budgetplanung

Die Künstliche Intelligenz analysiert und speichert dabei die individuellen Ernährungsgewohnheiten der einzelnen Person. Und kennt den Nutzer oder die Nutzerin mit der Zeit natürlich oft besser als dieser oder diese sich selbst. Persönliche Gesundheitsziele lassen sich dabei direkt hinterlegen, worauf die KI natürlich passgenaue Ernährungspläne erstellt und dazu auch passende Gerichte empfiehlt. Gerichte, die exakt auf Nährwerte, Vorlieben und Bedürfnisse abgestimmt werden können.

Auch das Budget wird, in Lores Selbstversuch, berücksichtigt. Die KI kalkuliert dabei automatisch den Einkauf, plant effizient und passt Vorschläge an, ohne dass Kosten aus dem Ruder laufen. Selbst Allergien oder Unverträglichkeiten werden erfasst und dauerhaft in die Planung integriert. Sogar Schlaf- und Aktivitätsdaten können mithilfe der KI verbessert werden. Auf dieser Basis erstellt die KI maßgeschneiderte Essenspläne, optimiert für Gesundheit, Kosten und Nachhaltigkeit, da auch auf eine entsprechend nachhaltige Resteverwertung Rücksicht genommen werden kann.

Bio für alle – dank smarter Planung?

Ein besonderer Punkt in Lores Vision ist, dass diese KI-Unterstützung auch eine ganzheitliche biologische Ernährung gewährleisten könnte. Wir wissen schon jetzt, das eine rein biologische Ernährung für alle Menschen möglich ist – egal wie hoch das Einkommen auch ist.

Eine Studie konnte nämlich belegen, dass eine jede durchschnittliche vierköpfige Familie sich einen Bio-Warenkorb leisten kann. Vorausgesetzt, sie ernährt sich gesünder und umweltfreundlicher als bisher. Das bedeutet vor allem: weniger Fleisch, weniger Süßspeisen und Softdrinks, dafür mehr pflanzliche Lebensmittel. Die Ernährung würde so nicht nur gesünder werden. Gleichzeitig würden auch die monatlichen Ausgaben für Lebensmittel um rund 21 Prozent zurückgehen, das entspricht etwa 125 Euro. Dafür müsste man sich im Grunde nur an die aktuellen Ernährungsempfehlungen halten. Das ist alles! Gesunde Bio-Ernährung günstiger als ungesunde konventionelle Kost!

Trotz dieser wissenschaftlichen Tatsache ist der Umstieg auf eine gänzliche biologische Ernährung im Alltag für den Einzelmenschen leider oft nur schwer umzusetzen. Doch die KI könnte, laut Lore, einem diese Schwierigkeiten problemlos abnehmen. Für den oder die Einzelne:n ist es oft zu aufwendig, Preise zu vergleichen und Nährwerte zu kalkulieren. Für eine KI ist das hingegen in Sekunden möglich. Die KI könnte so biologische Ernährung für jeden erschwinglich machen, einfach nur, weil es ihr spielend gelingt Gesundheit und Budget exzellent zu kombinieren.

Weniger Verschwendung, mehr Effizienz

Ein weiterer möglicher Vorteil: Die KI kennt natürlich den Vorrat in der Küche, erfasst die Lebensmittelhaltbarkeit im Kühlschrank und plant Mahlzeiten so, dass Lebensmittel rechtzeitig verbraucht werden, und passt Portionen darüber hinaus auch noch exakt an den Bedarf an. Das senkt Lebensmittelabfälle drastisch. Ein Aspekt, der sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich relevant ist. Beim Abnehmen könnte einem die KI so natürlich auch noch helfen.

Akzeptanzfrage: Würden wir uns von einer KI bekochen lassen?

Viele Menschen sind diesem KI-Ansatz jedoch noch skeptisch gegenüber. Was, wenn man spontan Lust auf etwas anderes hat? Lore entgegnet: Eine gut trainierte KI kennt ihre Nutzer und Nutzerinnen so gut, dass sie auch spontane Vorlieben erkennt. Etwa, wenn ein Lieblingsgericht lange nicht mehr auf dem Plan stand.

Sein Selbstversuch zeigt: Wer sein Lieblingsessen nur alle vier Wochen isst, genießt es intensiver und überisst sich weniger. Eine KI kann diese Balance automatisch herstellen, so der Unternehmer.

KI als Ernährungsberaterin: Zwischen Effizienz und Entfremdung

Marc Lores Vision einer künstlichen Intelligenz, die unsere Ernährung individuell plant, verspricht eine Revolution in der Art, wie wir essen und Lebensmittel auswählen. Sie eröffnet Chancen, birgt aber auch Risiken. Insbesondere, wenn Technologie zur zentralen Instanz über unser Ernährungsverhalten wird.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

Eine KI, die Gesundheitsdaten, persönliche Vorlieben und Nachhaltigkeitsziele verknüpft, könnte Ernährung effizienter, gesünder und ressourcenschonender gestalten. Sie könnte helfen, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, Nährstoffmängel frühzeitig zu erkennen und den Einkauf präzise auf den tatsächlichen Bedarf abzustimmen. Für Menschen mit wenig Zeit oder Wissen über Ernährung wäre das eine enorme Entlastung.

Doch die Kehrseite darf nicht übersehen werden:

Wenn Algorithmen darüber entscheiden, was auf unseren Tellern landet, droht womöglich eine Entfremdung von Lebensmitteln und Herkunft. Geschmack, Intuition und Esskultur könnten zugunsten von Daten und Effizienz (niedrigster Preis zuerst!) in den Hintergrund treten. Zudem stellt sich die Frage nach Datenschutz und ökonomischer Macht. Wer kontrolliert die Daten, auf deren Basis Ernährungsempfehlungen entstehen – und wessen Interessen fließen in diese Systeme ein?

KI kann natürlich ein Werkzeug sein, doch niemals darf es der Ersatz für bewusste Entscheidungen und selbstständiges Denken sein. Sie kann uns dabei helfen, gesünder und nachhaltiger zu essen, wenn sie mit Verantwortung, Transparenz und menschlichem Maß eingesetzt wird. Der wahre Fortschritt liegt aber wohl eher darin, Technologie so zu nutzen, dass sie uns näher an gutes und gesundes Essen und bewussten Genuss heranführt – und nicht weiter davon entfernt.


Titelbild © Igor Omilaev via Unsplash (Zugriff 24.10.2025)